Sonderthema Ressourcen: Interview mit Prof. Dr. med. Johannes Brachmann #58

Von Gabi Arnold | Foto: Val Thoermer

Eine Idee trägt erste Früchte

Interview mit Professor Dr. med. Johannes Brachmann, Geschäftsführer der Medical School der Regiomed-Kliniken, über das Konzept und die ersten Absolventen. So sollen mehr Ärzte in die Region kommen.

COBURGER Herr Professor Brachmann, im März 2016 wurde die Medical School mit dem Ziel gegründet, medizinische Fachkräfte für die Region auszubilden. Die ersten Absolventen haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Ist Ihr Ziel erreicht worden?

Professor Brachmann: Zunächst möchte ich mich im Namen der Medical School REGIOMED bei der lokalen Politik für die Unterstützung bedanken. Ohne die beiden Landräte aus Coburg und Lichtenfels hätten wir das Projekt nicht realisieren können. Dafür herzlichen Dank. Wir haben unsere Ziele teilweise erreicht. Ich bin sehr stolz auf den ersten Jahrgang und wir haben sehr tolle Ärztinnen und Ärzte, von denen ein Großteil bei uns bei REGIOMED geblieben ist. Ein Ziel war, dass die Studierenden ihre Approbation in Deutschland bekommen, damit die Ärztinnen und Ärzte in der Region bleiben. Das ist sehr gut gelungen. Die Abschlussfeiern im vergangenen Jahr sowohl in Split als auch in Coburg waren sehr berührend. Ich höre aus unseren Kliniken sehr viel Positives über die neuen Kolleginnen und Kollegen. Und im Herbst dieses Jahres schließt die nächste Gruppe von Studierenden ihr Studium ab, mehr als die Hälfte wird wieder bei REGIOMED bleiben. Damit haben wir eine Zwischenetappe erreicht, die wichtig ist. Es gibt jedoch noch weitere Ziele. Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal eine Förderung durch den Freistaat Bayern erhalten. Das ist natürlich eine große Wertschätzung, wenn das Wissenschaftsministerium uns Fördermittel zur Verfügung stellt. Diese Mittel sind aber auch langfristig notwendig, um die Medical School abzusichern. Wir bieten unseren ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren und eine Professur zu erlangen. Das möchten wir weiter ausbauen. Es gibt noch einige Themen, die vor uns liegen.

COBURGER: Mit 25 Abiturienten ist die Medical School gestartet, 17 haben das Studium abgeschlossen. Wie viele Absolventen der Medical School sind in der Region geblieben? Von den ersten 17 Absolventen des ersten Jahrgangs sind elf bei REGIOMED geblieben. Das ist eine sehr hohe Quote, und ich denke, wir werden in diesem Jahr ähnlich erfolgreich sein. Wir haben bei REGIOMED insgesamt 37 Facharztausbildungen, die man bei uns erwerben kann und damit eine umfangreiche Möglichkeit, sich ärztlich weiter zu qualifizieren.

COBURGER: Die Medical School bietet Abiturienten und Abiturientinnen die Möglichkeit, ohne Numerus Clausus zu studieren. Was ist dann ausschlaggebend für eine Aufnahme?

Professor Brachmann: Es ist nicht so, dass wir gar nicht auf die Noten schauen. Wir schauen uns schon den NC an, aber er spielt keine entscheidende Rolle. Wichtig ist, dass die Bewerber für das Thema Medizin brennen. Dies soll in einem Motivationsschreiben erläutert werden. Alle, die wir für geeignet halten, werden zu den Auswahltagen eingeladen. Dort wird ein Einzelinterview mit zwei Dozenten durchgeführt, um die Bewerberinnen und Bewerber besser kennenzulernen. Wir unterhalten uns auch auf Englisch, um zu sehen, ob das gesprochene Englisch für ein Studium in Kroatien ausreichend ist. Jeder Bewerber hält zudem einen Vortrag zu einem Thema seiner Wahl und diskutiert ihn anschließend. Es kann sich um ein medizinisches Thema handeln, aber es muss nicht. Ich bin jedes Mal wieder begeistert von den Themen, die dort behandelt werden.

COBURGERR: Werden nur junge Abiturienten aufgenommen oder sind Quereinsteiger willkommen?

Professor Brachmann: Es gibt auch Bewerber, die schon einen Berufsweg hinter sich haben und feststellen, dass dieser Beruf nicht glücklich macht. Sie möchten sich auf diesem Weg ihren Lebenstraum erfüllen. Auch eine Bewerberin, die als Pflegekraft gearbeitet hat und nun Ärztin werden möchte, studiert bei uns.

COBURGER: Wie kam es zu der Kooperation mit der Universität Split?

Professor Brachmann: Es musste ein Modell gefunden werden, um mehr Ärzte für die Region zu gewinnen. Aufgrund der strengen Regularien des Medizinstudiums in Deutschland war es undenkbar, dass REGIOMED Medizinstudierende eigenständig ausbildet. Also haben wir nach Modellen gesucht, bei denen man mit einer staatlichen europäischen Universität zusammenarbeitet, die nach europäischem Recht akkreditiert ist und die einen Teil der Ausbildung nach Deutschland verlagert. Es war dabei wichtig, dass die Ärzte wenigstens teilweise vor Ort ausgebildet werden, um sie nachhaltig an die Region zu binden. Die Erfahrung zeigt: Wer einmal in den Metropolen studiert hat, geht überwiegend nicht mehr in den ländlichen Raum zurück. Es sprach insbesondere für die Zusammenarbeit mit der Universität Split, dass sie akademisch hervorragend aufgestellt und eine Staatsuniversität ist.

COBURGER: Wie sieht es mit der Finanzierung des Studiums aus?

Professor Brachmann: Die Studienkosten betragen aktuell 13.000 Euro pro Jahr. Wir können dabei eine begrenzte Zahl von Stipendien vergeben, die zu einer Facharztausbildung bei REGIOMED verpflichten. Wir sichern den Stipendiaten eine Facharztausbildung bei REGIOMED zu. Außerdem bietet die Sparkasse Coburg – Lichtenfels einen Studienkredit für unser Studium an, der die jährlichen Studiengebühren abdeckt, und die Rückzahlung beginnt erst zwei Jahre nach Beendigung des Studiums. Wenn die Voraussetzungen für BAföG erfüllt sind, erhalten die Studierenden BAföG auch im Ausland.

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