Wer muss beim Coburger Ratskeller nicht sofort an das prominente Gebäude direkt am Marktplatz denken. Zwar mit wechselnder Gastronomie, aber gut besucht, mit Blick auf das Kommen und Gehen nicht nur an den Markttagen. Bis ins Jahr 1958 allerdings war der eigentliche Ratskeller einen Steinwurf weit entfernt. In der Ketschengasse 5. Das Schild über dem Hauseingang ist gar nicht zu übersehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Heinrich Steitz hier am Rande des Marktplatzes sein Speiselokal mit Weinhandlung. Neben dem Ratskeller gab es etliche Gaststätten in der Ketschengasse. Hier kehrten die Händler und Landwirte nach einem erfolgreichen Markttag ein. Aber natürlich auch die städtischen Angestellten von gegenüber. 1975 erst kam das Lokal zurück ins Rathaus – dorthin, wo die ehemalige Stadtkasse eingerichtet war. Und nachdem gleichzeitig die Gaststätte Zollhof hinter dem Rathaus ihre Pforten für immer schloss und zugunsten des Sparkassenbaus abgerissen wurde, war der Bedarf an einem gemütlichen Lokal umso größer. Über 300 Jahre lang konnten sich die Rathausmitarbeiter ihr Frühstück holen oder sich nach Dienstschluss noch ein kühles, Ungespundetes genehmigen. Bis 1884 übrigens braute man im Zollhof sein eigenes Bier, später entstand daraus die Brauerei Grasser, die schließlich von der Coburger Hofbräu übernommen wurde.
Die Ursprünge des Hauses in der Ketschengasse 5 gehen auf das Jahr 1402 zurück. Viele Umbrüche hat es in den Jahrhunderten gegeben. Eine Bäckerei gab es hier, ein Nadlermeister verrichtete seine Arbeit – aber immer wieder ist in den Chroniken von Wirtshaus, Stube und Weinhandlung zu lesen. Gastronomie war also immer ein Thema in diesem Gebäude. Als der eigentliche Ratskeller hier 1958 aufgelöst wurde, sicherte sich der allseits bekannte Gastronom Helbig aus Weitramsdorf die Fenster und verbaute sie in seinem Wirtshaus. Sie können dort noch immer besichtigt werden. Bemerkenswert. Das 1402 erstmals erwähnte und um 1700 neu erbaute Walmdachhaus am südlichen Ende des Marktplatzes hat also eine langjährige Geschichte als Wirtshaus. Georg Bachenschwanz führte darin das Gasthaus „Zur Weintrauben“, bevor er mit seinem Lokal in die Judengasse umzog. Wahrscheinich ging aus diesem Lokal das heutige Hotel „Zur Traube“ hervor.
Die zwischenzeitlichen Nutzer war eine Familie mit bekanntem Namen. Fabrikant Michael Haußmann vererbte es an Johann Haußmann, von dem es dann 1853 auf Ferdinand Haußmann überging. Der Arzt war ein großzügiger Wohltäter der Stadt. Er stiftete große Summen für wohltätige Zwecke. Deswegen wurde nach ihm auch eine Straße benannt. Im Innenhof des Gebäudes erfreuen sich die Besucher bis heute an den romantischen Laubengängen, die das Vorderhaus mit dem Hinterhaus verbinden. Und auch ein in bauliches Relikt aus früheren Zeiten begeistert die Bewohner des Vorderhauses, denn im großzügigen Treppenhaus hat jede Mietpartei einen eigenen, abschließbaren Wandschrank, in dem dank der Kühle des Mauerwerks durchaus auch Lebensmittel gelagert werden können. Der absolute Lieblingsplatz des jüngsten Bewohners Arthur im 2.Stock ist aber der Fensterplatz im stuckverzierten Wohnzimmer der Familie. Die Aussicht auf das Stadthaus, das Prinz Albert Denkmal und den Spenglersbrunnen ist einfach herrlich und ganz besonders für den Neunjährigen.