„Der Schadt-Komplex, ein B-Promi packt zamm“ – so heißt das aktuelle Programm von Andreas Leopold Schadt und dem Autoren Roland Spranger. Es erzählt mit der nötigen Unernsthaftigkeit aus dem Leben eines ehemaligen Tatort-Kommissars, der die Dinge nicht anders sieht, sondern genau so, wie sie sind. Wie sie sich die Menschen nur vage vorstellen können. Begleiten Sie einen B-Promi durch den Sumpf des wirklichen Lebens.
Ich bin Andreas Leopold Schadt. Schauspieler. Und als solcher bin ich immer froh, wenn einer anfängt zu klatschen. Irgendwie steht man dann nicht mehr ganz so blöd da, wenn geklatscht wird. Und es erleichtert uns beide: Sie und mich. Selbst, wenn sie das in Buchform konsumieren: Klatschen Sie! Egal, wo Sie gerade den Kopf zwischen die Buchstaben stecken: Klatschen Sie! Im Straßencafe. Im Bett. Auf der Parkbank. Im Zug. Am FKK Strand. Am Besten stehen sie dazu auf!
Diese fortgeschrittene Übung nennt man Standing Ovations. Sie hilft besonders gut gegen Verspannungen im Rücken, dient aber auch der Psychohygiene. Genau wie Lachyoga. Und tatsächlich ist es so, dass man spontan mitlachen muss, wenn man eine Gruppe Menschen beobachtet, die grundlos das Lachen im Park anfängt. Wenn Sie spontan zu Klatschen anfangen, werden sich sofort andere anschließen wollen, die ebenfalls bereit sind, zu applaudieren. Schon, um dazu zu gehören. Herdentrieb. Nordkorea ist darauf aufgebaut. Haben Sie schon mal gesehen, wie begeistert die Nordkoreaner klatschen? Oder weinen? Bei einem traurigen Anlass drücken die sich einen Tränenstrom raus, dass fast die Augen mit rausgeschwemmt werden. Die wollen unbedingt dazu gehören, weil sie sonst zum Erzklumpen-Klopfen beim Uran-Bergbau eingesetzt werden. Der Hang zur Kollektiven Identität ist aber nicht auf Nordkorea begrenzt. Wir haben ja eine eigene Geschichte. Außer ein paar autistischen Nerds möchte jeder Teil einer Gemeinschaft sein. Oder einer Jugendbewegung. 72 Beim Taylor-Swift-Konzert mit selbstgebasteltem Freundschaftsbändchen. Beim Freitagsgebet. Oder in der Fan Kurve bei Eintracht Braunschweig, wenn du nach einem Gegentreffer „Steht auf, wenn ihr Löwen seid“ singst. Und es gibt ziemlich viele Rückstände bei der Eintracht. Also, wird oft gesungen. Das verbindet. Trotzdem eine Bitte: Bewerten Sie sich, und Ihren Applaus nicht über! Wenn ich so einen Spruch höre, wie „Applaus ist das Brot des Künstlers“ bin ich echt raus. Applaus zahlt nicht meine Miete plus Nebenkosten. Und wenn ich in der Bar in die Hände klatsche, krieg ich kein Feierabendbier. Jedenfalls nicht umsonst.
Es ist ja nicht so, als würde ich nur was von Ihnen wollen. Sie wollen ja auch was von mir … warum auch immer. Ich will jetzt aber auch nicht gleich am Anfang zu negativ werden. Zum Beispiel bin froh, dass keiner „Hey, TATORT“ geschrien hat. Wer des heut Abend macht, gibt eine Lokalrunde aus. Ich sag’s gleich, bloß dass des klar ist. Das zieh ich knallhart durch! Überhaupt will ich das Sonntagabend-T-Wort heute nicht hören. Also LIVE. Wenn Sie in Buchform zugeschaltet sind, kann ich das in der Regel natürlich nicht kontrollieren.
Da können Sie überall „Hey, TATORT“ brüllen. Im Straßencafe. Im Bett. Auf der Parkbank. Im Zug. Am FKK Strand. Außer ich bin zufällig am gleichen Ort, wenn sie gerade am Watschen-Baum rütteln. Besser sie schau’n sich also mal um, bevor Sie sich zu „Hey, TATORT“ verleiden lassen. Immerhin wissen Sie wie ich ausschaue, weil ich war ja der Hilfssheriff Fleischer im Franken-Tatort. Zuständig für Fotokopien und fränkische Dialekteinsprengsel. Also für die Atmo. Das Problem: Bei der Atmo passiert so wenig. Ich hab immer gehofft, dass ich mal eine Szene spielen darf, in der ich mit dem nackten Arsch auf dem Fotokopierer sitz, und eine Fotokopie mache.
Unglaublich viele Geräte weltweit gehen kaputt, weil keiner die Gebrauchsanleitung liest, und und dann wird halt sitzend fotokopiert. Wenn du zu schwergewichtig bist, bleibt es aber beim Versuch, weil die Glasplatte nachgibt. Selbst diese Fotokopiererszene war mir nicht vergönnt. Sie wissen wahrscheinlich nix von mir, außer dass ich im Fernsehen war. Ich kenn Sie ja auch nicht. Und mich interessiert’s auch gar nicht, wer Sie sind. Ob Sie ein Zahnarzt sind, will ich erst wissen, wenn Sie bei mir die Wurzelbehandlung machen, aber dann ist’s vielleicht schon zu spät. Und ob Sie eine Friseurin sind, interessiert mich erst, wenn Sie mir eine Dauerwelle machen. Beim TA… Ich wollte den Namen eigentlich nicht mehr aussprechen. Vielleicht sollte ich mir eine Übersprunghandlung antrainieren. Klatschen. Oder Lachen.
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