
Dieses Mal: Nicole Strehl. Ihr Kindertheater COBI begeistert seit 2012 Mädchen und Jungen fürs Schauspielern. Die Theaterschule für Kinder ab 4 Jahren hat sich seither zur führenden Institution der Region in Sachen Nachwuchsarbeit für die Bühne entwickelt. „Theater macht Spaß“ ist ihr Motto.
COBURGER: Sind Sie eine Macherin?
Nicole Strehl: Ja! Wenn man etwas bewegen möchte, dann muss man für die Sache brennen, mit ganzem Herzen dabei sein. Das gilt für Kultur und Bildung noch stärker als in anderen Bereichen. Hier kämpft man permanent mit immer knapper werdenden Finanzmitteln, bis hin zur zunehmenden Verrohung der Gesellschaft. Die Kultur muss dagegenhalten.
COBURGER: Warum sind Sie eine Macherin?
Nicole Strehl: Als ich die Theaterschule COBI 2012 eröffnet habe, war mein Ziel pro Woche 50 Kinder für das Theaterspielen zu begeistern. Mittlerweile ist daraus eine überregional bekannte Theaterschule geworden, in der zu Spitzenzeiten bis zu 350 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unterschiedlichen Projektgruppen spielen, von der Theater AG bis zu Integrativem Klassentheater. Es macht mir großen Spaß, Menschen für das Theaterspielen zu begeistern und es ist ein tolles Gefühl, wenn wir in einer Vorstellung alle zusammenarbeiten und dem Publikum eine Geschichte erzählen.
COBURGER: Was macht das Machen aus?
Nicole Strehl: Als Macherin oder Macher begeisterst du andere für eine tolle Sache, in diesem Fall für das Theaterspielen. In der Theaterschule COBI spielen Menschen bereits ab vier Jahren Theater. Alle, die wir für das theaterspielen begeistern können, sind ein Teil der Zukunft unserer Kultur! Theaterspielen ist live. Die Mitwirkenden stärken neben dem Spaßfaktor auch wichtige Softskills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit und wachsen über sich selbst hinaus. In der digitalen Welt wird oftmals ein verzerrtes Bild mit realitätsfremden Idealen dargestellt, das insbesondere auf Kinder negative Auswirkungen haben kann. Durch Theaterspielen können wir dem entgegenwirken, indem das Selbstbewusstsein gestärkt und die Fantasie jedes/jeder Einzelnen gefördert wird. Mein Fokus liegt neben dem Spaßfaktor auf der individuellen Förderung. Alle Mitwirkenden können ein Selbstverständnis für ihren eigenen gestalterischen Ausdruck entwickeln, sich in ihrer Wahrnehmung sensibilisieren und sich spielerisch in sozialer Kompetenz üben. Daher steht neben meinem Motto „Theater macht Spaß“ auch der Leitgedanke „Theaterspielen macht stark“.
COBURGER: Wie ging es los mit dem Machen? Nicole Strehl: Schon in meiner Schulzeit habe ich Theaterblut geleckt und daher zunächst Theaterwissenschaft und Pädagogik studiert. Ich habe dann im Theater in vielen Bereichen gearbeitet – von der Regieassistenz, der darstellenden Kunst bis hin zur Marketingabteilung. Als ich meinen Mann, einen Opernsänger, kennenlernte, beschloss ich noch etwas „Solides“ zu machen und studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing. Seitdem arbeite ich zweigleisig. So kann es passieren, dass ich am Vormittag in der Hochschule Coburg als Lehrbeauftragte Marketing in der Fakultät Automobiltechnik/Maschinenbau unterrichte und am Nachmittag als Affe im Kindergarten herumhüpfe. Ich denke, dass mich genau dieses hybride Arbeitsleben ausmacht.
COBURGER: Ist die Region Coburg ein guter Ausgangspunkt zum Machen?
Nicole Strehl: Gerade im Kulturbereich braucht es als wichtigen Standortfaktor Menschen, die die Kultur unterstützen und mittragen. Dazu gehören in meinem Fall vorrangig Schulleitungen, Fördervereine und Elternbeirat sowie Sponsoren und sonstige Geldgeber, die die Kulturprojekte fördern und finanzieren. Glücklicherweise gibt es im Stadtbereich Coburg und im Landkreis Menschen, die ein großes Verständnis und Herz für die Kultur haben. Mit dem Naturkundemuseum Coburg haben wir darüber hinaus eine hervorragende Kooperation. Ich würde mir natürlich wünschen, wenn die im Laufe der Jahre gewachsene kommunale Förderung dieses wichtigen Teils der Kultur und die damit verbundene Kommunikation auch in Zeiten knapper Haushaltskassen weitergeführt werden könnte. Gewachsene Strukturen dieser Art zu zerstören ist ein sehr schlechtes Signal. Kultur und Bildungsauftrag dürfen in unserer Gesellschaft eigentlich nicht verhandelbar sein. Kulturelle Schulprojekte sind minimale Investitionen mit maximaler Wirkung für die Zukunft unsere Kinder.
Neueste Kommentare