Gesponsorter Beitrag
Bernd Gehrlicher
Ein Leben lang einem Unternehmen gedient. Erfolge und Misserfolge zusammen gelebt. Gelernt, geackert, geredet. Freunde gewonnen, Sinn erlebt, Verantwortung übernommen, Anerkennung bekommen. Dann aber kommt die Zeit des Aufhörens. Der Schritt in ein unbekanntes Leben, ohne Wecker, Kollegen, Kunden, eine Aufgabe. Vor allem für Führungskräfte oft ein schwerer Moment. Doch er kann gelingen, wenn man ihn bewusst gestaltet. So wie es Bernd Gehrlicher gemacht hat.
Fast fünfzig Jahre lang war er bei Optik Müller beschäftigt. Bernd Gehrlicher und die Inhaberfamilie Hieber, das war schon immer mehr als ein Beschäftigungsverhältnis, Bernd gehörte schon früh zur Familie. Kindheitsfotos zeigen ihn mit Werner Hieber fröhlich im Garten spielend. Gehrlichers und Hiebers, das ist ein vertrauensvolles Miteinander, beruflich und privat. Klar, dass auch der kleine Bernd 1968 Lehrling bei Optik Müller wird. Allerdings wählt er nicht den Optikerberuf wie sein Vater, sondern beginnt eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker. Das Berufsbild war damals gerade entstanden, Bernd Gehrlicher ist der einzige Auszubildende in ganz Oberfranken. Und kommt, wie er erzählt, „in den besonderen Genuss, meine theoretische Ausbildung direkt vom frisch gebackenen Meister Horst Hieber zu erhalten.“ Das Wissen wird damals „im ersten Stock in der Mohrenstraße in Coburg, im Wohnzimmer über dem Geschäft“ weitergegeben. Bande fürs Leben. Nach drei Jahren schließt Gehrlicher seine Lehre planmäßig ab. Gleichzeitig beginnt er auch noch die Ausbildung als Augenoptiker. Schon bald steht er Optik Müller mit beiden Qualifikationen zur Verfügung. „In jeder Hinsicht war diese Kombination ein Glücksfall.“ Für das Unternehmen, für die Kunden, und natürlich vor allem für ihn selbst. Gehrlicher ist motiviert, übernimmt Verantwortung, bildet sich weiter. 1989 legt er seine Meisterprüfung als Hörgeräteakustiker ab. „Der Meistertitel war eine Anstrengung, die sich in jeder Beziehung gelohnt hat und zu der ich den Nachwuchs in unserer Branche nur ermutigen kann“, sagt er rückblickend. Sein Arbeitgeber fördert sein Engagement, Qualität, Aus und Fortbildung stehen bei Hiebers ganz weit oben.
Gehrlicher liebt seinen Beruf, steht zu seinem Unternehmen, lobt noch heute rückblickend das „super Betriebsklima“. „Wir haben immer sehr gute Chefs gehabt, aber man war auch immer sein eigener Chef. Das heißt viel Verantwortung, aber eben auch viele Freiheit, selbst etwas aus seiner Aufgabe zu machen.“ So hat Gehrlicher über die Jahre viele vertrauensvolle Kundenverhältnisse aufgebaut. „Ich kenne Kunden, die waren als Kinder schon bei mir, die sind jetzt erwachsen und fragen immer noch nach einem Termin mit dem Herrn Gehrlicher.“ Hörgeräteakustiker, das ist für ihn ein Dienst am Menschen, das sind immer moderne, immer kleinere, immer leistungsfähigere Hilfen, die Nebengeräusche reduzieren, Sprache herausfiltern, akustische Situationen erkennen und mit automatischen Programmen darauf reagieren können, alles, um besser oder überhaupt wieder etwas zu hören: „Es sitzen manchmal Leute da, die weinen, weil sie plötzlich wieder Vögel zwitschern hören können.“
Doch bei aller innigen und über das rein berufliche hinausgehenden Verbundenheit zu seinen Kunden und seinem Arbeitgeber ist für Gehrlicher immer klar: „Wenn man 45 Jahre gearbeitet hat, kann man mit 63 Jahren aus dem Beruf ausscheiden.“ So macht er es auch. Am 1. September 2015 tritt er in den Ruhestand ein. „Loslassen war für mich kein Problem, ich empfehle es jedem, der die Möglichkeit hat, sich anderen Themen zuzuwenden. Auch der frühe Tod meines Vaters mit 64 kurz nach der Rente war ein Schlüsselerlebnis. Ich weiß ja nicht, wie lange ich mein Leben habe.“ Langweilig wird ihm nicht. Er hat Haus und Garten, geht gerne wandern, fährt viel Fahrrad. „Die meisten der Kunden, die ich hatte, waren schon immer Rentner, die haben immer gesagt, wenn Sie mal Rentner sind, haben sie keine Zeit. Das habe ich nie geglaubt, aber es ist wirklich so, das ist das Schöne an der Geschichte.“ Auch die Frau freut sich, dass sie jetzt mehr von ihrem Mann hat – bis auf zwei Tage in der Woche. Denn es dürfte nicht wundern, dass Bernd Gehrlicher nach fast fünf Jahrzehnten nicht so ganz ohne Optik Müller kann. Ein Abschied auf Raten, ein langsames Loslassen, auch das macht es einfacher: Gehrlicher steht seinen Kunden an zwei Tagen zur Verfügung. „Ich kann es jedem nur empfehlen, ein bisschen im Beruf zu bleiben, ein, zwei Tage, das macht viel Spaß.“ So kann er sich weiter an jungen Kolleginnen und Kollegen freuen, an ihrem Engagement, an den vielen neuen Produkten für besseres Hören und Sehen, und an unvergesslichen Momenten mit seinem Team. Einer davon steht schon fest: 2018, 50 Jahre nach seinem Eintritt in die Firma.
Autor: Wolfram Hegen
Bildquelle: Sebastian Buff