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Prominente Köpfe #24

Das Coburger Studio Freese beim Bundespresseball in Berlin

Das Hotel Adlon in Berlin. Direkt am Brandenburger Tor. Ende November 2017. Bundespresseball. Gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres. Über 2000 Gäste aus Medien, Politik, Wirtschaft und Kultur mit dem Bundespräsidenten an der Spitze. Ein Stelldichein der Prominenz. Ein Schaulaufen auf dem roten Teppich, der hier schwarz ist. Die Herren im Smoking. Die Damen im langen Abendkleid – perfekt frisiert. Auch dank zweiter Coburger: Torsten Freese und seine Mitarbeiterin Jasmin Dietzel vom Coburger Studio Freese sind die beiden Hairstylisten in der Beauty Lounge. Eine besondere Ehre, ein besonderer Tag, eine aufregende Nacht in der Hauptstadt. Und eine Auszeichnung, jetzt, kurz vor dem zehnten Geburtstag des Studio Freese.

Prominenz auf dem roten Teppich

„Ich habe erst einmal den Hörer fallen lassen“

Torsten Freese über den Moment der Anfrage

Vor ein paar Monaten klingelt bei Torsten Freese in Coburg das Telefon. Am Apparat ist Mirjam Gran aus Graz in Österreich. Ihr Unternehmen gran.cosmetic hat den Auftrag bekommen, sich im Namen des Kosmetikherstellers diego dalla palma beim Bundespresseball um das Styling von Gästen zu kümmern. Mirjam kennt Torsten Freese, sie schätzt ihn und sein Team als hochprofessionell, also ruft sie ihn an und fragt ihn, ob er das Hairstyling übernehmen kann. „Ich habe erst einmal den Hörer fallen lassen“, sagt Freese heute, „dann habe ich zugesagt, das war sozusagen das emotionale Ja …, dann habe ich nochmal nachgedacht … und dann kam das rationale Ja“. Torsten Freese weiß: so eine Chance, in so einer Atmosphäre sein Können zu zeigen, „da kann man eigentlich nicht nein sagen“.

Ein paar Monate später, Freitag, 23. November 2017, 11:30 Uhr. Hotel Adlon. Einchecken. Höchste Sicherheitsstufe, das Bundeskriminalamt hat schon im Vorfeld alle Namen des achtköpfigen Beautyteams und der vier Begleiter gecheckt, der Veranstalter Passfotos angefordert. Jetzt werden die Ausweise ausgehändigt, ohne die in den nächsten Stunden nichts geht. Ein rotes Plastikkärtchen mit Foto, Namen, Geburtsdatum, Firma. Ein Band zum Umhängen mit der Aufschrift Bundespresseball. Zeit bleibt noch für ein Foto an der Sponsorenwand auf dem roten Teppich, der hier schwarz ist. Dann geht es in Richtung Rückseite des Hotels Adlon, ein Name, der untrennbar mit dem Kaiserreich, mit prächtigen Zeiten, aber eben auch mit Krieg und Zerstörung verbunden ist. Heute trägt das Hotel nur noch den altehrwürdigen Namen, die alten Steine sind längst geschliffen. Die geradezu mystische Aura aber begleitet das Team auf den Weg in Richtung Beautylounge, auch wenn die Vorbereitungen auf den Ballabend aus dem Haus eine Baustelle machen. Kisten, Paletten. Bühnenelemente. Soundcheck. Technik. Eisschränke. Blumenarrangements.

Jasmin Dietzel, Tobias Freese, Torsten Freese,

Die Beauty-Lounge, das sind sechs Arbeitsplätze mit Spiegel, eine Miniküche, ein Minilager. Es bleiben knapp zwei Stunden für das Team, sich hier einzurichten. Zwei Plätze für die beiden Coburger Hairstylisten, vier für die Make-Up-Stylisten Robin und Karina aus Graz, Nora aus Berlin und Gianluca aus Nizza. Mirjam koordiniert, Corinna organisiert, Tobias, der Ehemann von Torsten, packt mit an, und Johannes, der Mann von Jasmin, kümmert sich um den acht Monate alten Sohn. Torsten Freese sortiert Sprays, Scheren, Bürsten, Kämme, Lockenstäbe, Glätteisen, Hochstecknadeln. Jasmin und er bauen ein System auf, „mit dem man später schnell arbeiten kann“. Alles in Griffweite, alles hat seinen Platz. Das Licht ist nicht optimal, sie sind angespannt, nervös, trotz aller Vorbereitung, trotz des Trainings, aber sie freuen sich auf einen ganz besonderen Abend ihrer Karriere als Stylisten. Der Anspruch ist hoch, „das Ambiente, der Event an sich, das spezielle Licht, und vor allem müssen die Frisuren natürlich den jeweiligen Typ Mensch unterstützen, er soll sich wohlfühlen, soll auf dem roten Teppich ein gutes Bild abgeben.“ Wer unter seine Schere kommt, weiß Freese zu diesem Zeitpunkt nicht. Zwar gibt eine Liste einen schnellen Takt vor, wer sich für welche Zeit angekündigt hat, wer Make-up wünscht, wer Frisur, wer beides, wer nur ein Fresh-up. Doch wer zu wem kommt, klärt sich erst kurzfristig. Für Torsten Freese spielt das letztlich auch keine Rolle. Er werde es halten wie immer in seinem Job, wie in seinem Coburger Salon, sagt er. Er werde auf seine Kunden zugehen, sich höflich vorstellen und dann die Frage stellen „Was wünschen Sie sich denn von mir?“ Freese ist gut vorbereitet, auch auf aktuelle Trends aus Modezeitschriften oder der Gala. Vor den großen Fenstern der Beautylounge, dünne Vorhänge schirmen allzu neugierige Blicke von Passanten ab, nehmen Polizeibusse Stellung, Hundestaffeln streifen um das Gebäude, niemand darf mehr ohne Ausweis in das Hotel Adlon, Sicherheit ist allgegenwärtig.

14:30 Uhr. An die 20 Damen stehen bis 18:30 Uhr auf der Liste. Vertreterinnen des Veranstalters, Unternehmerfrauen, Regisseurinnen, Gattinnen von Tatort-Kommissaren, bekannte deutsche Schauspielerinnen – Schönheit im Viertelstundentakt. Alle sechs Plätze sind immer belegt. Für die Kunden gibt es ein Glas Wasser, gerne auch ein Gläschen Champagner. Tobias kümmert sich um die Begrüßung und den Empfang der Gäste, nimmt Mäntel und Jacken ab, füllt die Gläser, Corinna verteilt Werbegeschenke des Sponsors, sorgt für Ordnung und gute Laune, Mirjam hat alles im Blick, achtet auf die Liste, hakt ab, wer dran war. Ihr Team funktioniert, „sich immer gegenseitig zu helfen“, sei wichtig, sagt sie, die Laune ist gut. Der Stolz auch: „Bundespresseball in Deutschland ist wie der Opernball in Österreich.“ Jetzt ist auch Torsten in seinem Element, die Anspannung fällt ab. „Wenn man einmal dabei ist und seinen Job liebt, wird man nicht müde, das ist das pure Adrenalin.“ Stundenlang macht er „einen Kopf nach dem anderen“, wie man in der Branche sagt, immer freundlich, immer korrekt, immer professionell, und immer offen für ein Gespräch. Er erfährt viel von seinen prominenten Kundinnen, „Namen möchte ich natürlich nicht nennen“, er lernt Damen kennen, die aus der eigenen Heimat sind und jetzt in Berlin leben, und er wird nicht müde, selbst zu erzählen, von Coburg, dass die kleine Stadt auch eine Reise wert ist, wegen des Theaters, der Schlösser, des Ambientes – ein echter Botschafter.

Es ist 19 Uhr. Der Showdown auf dem Teppich im Eingangsbereich des Adlon ist abgeklungen, der Bundespräsident lädt zum Galadiner mit über 300 Gästen. Der Abend für Torsten Freese, Jasmin Dietzel, Robin, Karina, Nora, Corinna, Mirjam und Gianluca aber ist noch lange nicht vorbei. Die Beautylounge steht auf dem offiziellen Programm, viele Damen und im Laufe des Abends auch mehr und mehr Herren suchen und finden den Weg zum Team rund um Torsten Freese, lassen sich verwöhnen, wünschen sich ein Fresh-up für Gesicht und Haare. Am Ende hat er alleine an die 40 Köpfe gemacht, es ist nach Mitternacht, als sich die Türen zum Beautybereich schließen. Das Team ist erschöpft, Gianluca „destroyed“, aber alle sind glücklich, sie haben einen harten, erfolgreichen Tag und eine halbe Nacht hinter sich, die für einige noch nicht zu Ende ist: Smoking und Abendkleid hängen in der Miniküche. Die offizielle Einladung zum Bundespresseball nimmt man gerne an und mischt sich unter die Prominenz.

„Namen möchte ich natürlich nicht nennen“

Torsten Freese und die Prominenz auf seinem Stuhl

von Wolfram Hegen

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