Darüber spricht Coburg #67

SPURENSUCHE

Ein Vermittlungsverfahren soll wieder Schwung in die verfahrene Situation rund um den geplanten Ausbau der B4 im Coburger Süden bringen: Im Bundesverkehrswegeplan von 2016 ist der vierspurige Ausbau vorgesehen, vorläufige Planungen des Staatlichen Straßenbauamts waren aber vom Coburger Stadtrat 2020 abgelehnt worden. Begründung: Zu viele Eingriffe in das Gelände auf beiden Seiten der bisherigen Trasse. Auch an vorgesehenen Ampeln stören sich die Gegner. Sie plädieren für eine zwei- oder dreispurige Ausbauvariante. Die Befürworter des vierspurigen Ausbaus kommen vor allem aus der Coburger Wirtschaft mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes und aus dem Landkreis Coburg, für den die B4 durch Coburg eine wichtige Verkehrsachse darstellt. Diese beiden verhärteten Fronten aufzulösen und eine einvernehmliche Lösung zu erzielen, ist das Ziel des Mediationsverfahrens unter der Leitung der ehemaligen Generalsekretärin und Landesvorsitzenden der SPD Bayern Natascha Kohnen, die 2023 aus der Politik ausgeschieden ist. Damit dürften die Maximalforderungen beider Seiten vom Tisch sein, die Zeichen eines Mediationsverfahrens stehen auf Kompromiss. Sowohl Landtagsabgeordneter Martin Mittag von der CSU spricht davon, „losgelöst vom bisherigen Ringen um den B4-Ausbau sachlich und zielorientiert an einer Lösung zu arbeiten“ als auch Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, der in einer Stellungnahme davon ausgeht, dass die Planung des Staatlichen Bauamts nicht als festgelegte Variante angenommen wird. Ansonsten bräuchte man auch keine Mediation, „denn Mediation heißt immer Kompromisse schließen.“ Er fordert vor allem eine langfristig tragfähige Gesamtlösung für den gesamten Coburger Süden.

RING FREI

Auf den Punkt, der Regionentalk der Sparkasse Coburg – Lichtenfels von Radio EINS, dem Coburger Tageblatt und von iTVCoburg geht auch weiterhin neue Wege: Seit 2007 sind schon über 40 gemeinsame Sendungen produziert worden, zum ersten Mal saßen die Gäste jetzt beim jüngsten Regionentalk im Januar wie in einem Boxring im Kreis. Damit ergaben sich für Gäste als auch Publikum im Gemeindesaal von St. Augustin völlig neue Einblicke und Gesprächssituationen. Schon bei der letztjährigen Talksendung im Toxic Toast hatte man das erfolgreiche regionale Talkfernsehformat neu interpretiert. Die aktuelle Sendung jetzt trug im Vorfeld der Bundestagswahlen den Titel „Nach dem Ampel-Aus – wer geht für uns nach Berlin?“ Den Fragen der beiden Moderatoren Thomas Apfel und Fajsz Deaky stellten sich Jonas Geissler von der CSU, Michael Gebhardt von der AfD, Jonas Eckstein von der SPD, Johannes Wagner von den Grünen, Rene Hähnlein vom BSW und Oliver Ramm von der FDP. Wie bei vorangegangenen Wahlsendungen von Auf den Punkt auch kamen also nicht alle Direktkandidaten zu Wort. Besonders den Freien Wählern stieß das sauer auf: „Es ist inakzeptabel, dass wir als etablierte politische Kraft mit gewichtigen Positionen in der Bundes-, Landes- und vor allem Kommunalpolitik von einer solch wichtigen Debatte ausgeschlossen werden“, erklärten Christian Gunsenheimer und Michael Zwingmann für die beiden Kreisvereinigungen der Freien Wähler. „Die Bürgerinnen und Bürger verdienen es, alle relevanten politischen Perspektiven in einer Diskussion der Direktkandidaten zur Bundestagswahl kennenzulernen.“ Man sei „zutiefst enttäuscht und entsetzt.“ Seitens der Veranstalter hieß es dazu: „Begrenzte räumliche und zeitliche Ressourcen lassen uns angesichts der Anzahl an Kandidatinnen und Kandidaten keine andere Wahl, als eine Auswahl zu treffen“, so Wolfram Hegen von iTVCoburg, „es waren alle Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien und der Parteien mit zum Zeitpunkt der Sendung Chancen auf einen Einzug in den Bundestag auf dem Podium vertreten.“

Die ganze Sendung hier: https://www.das-magazin.de/die-letzte-chance/

Ausschnitte mit wichtigen Aussagen hier: https://www.das-magazin.de/best-of/

PATIENT AUF WEGE DER BESSERUNG

Die Integration der ehemaligen Regiomed-Kliniken auf bayerischer Seite in den Sana-Klinikverbund zum 1. Oktober 2024 markierte einen Wendepunkt nach langer Unsicherheit. Nach 100 Tagen zog Melanie John, Geschäftsführerin der Sana Kliniken Oberfranken, eine vorsichtig optimistische Zwischenbilanz. Die Insolvenz habe zwar Spuren hinterlassen, doch der Wechsel bringe endlich Klarheit für die Zukunft. Die Herausforderungen der Übernahme seien groß. Wichtig sei zunächst die Einführung einheitlicher Standards, um die Kliniken effizient zu steuern, so John. Coburg bleibe das zentrale Haus im Verbund und erfülle als Level-2-Versorger eine umfassende Notfallfunktion. Lichtenfels werde als Level-1-Haus ebenfalls eine wichtige Anlaufstelle für Notfälle bleiben, betont John: „Damit es eine sichere Anlaufstelle gibt.“ Die Stimmung in den Kliniken sei gemischt, da neben der neuen Struktur auch die Krankenhausreform tiefgreifende Veränderungen mit sich bringe. Dennoch sieht John gute Perspektiven: „Ein starker Konzern wie Sana bietet mehr Sicherheit.“ Ihr Ziel sei es, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen: „Wir möchten als Gesundheitsversorger wahrgenommen werden, bei dem man weiß, dass man eine ordentliche medizinische und pflegerische Versorgung erhält.“

Zum Videobericht geht’s hier: https://www.das-magazin.de/die-ersten-100-tage/

DIE DEALMAKER

Coburg geht neue Wege in Richtung Nachhaltigkeit und wird Teil eines ambitionierten Netzwerks. Als erste Stadt schließt sie sich dem forum1.5 Bamberg- Coburg e. V. an, einer Plattform, die Bürger,
Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen vereint. Diese Partnerschaft soll die Region näher zusammenbringen und den Austausch von Wissen, Ideen und Erfahrungen fördern, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Der Beitritt ist ein wichtiger Baustein des städtischen Projekts „Green Deal Coburg 2030“ und ein weiterer Schritt hin zu einer sozial-ökologischen Transformation, heißt es in einer Pressemitteilung. Das forum1.5 verfolgt die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und sieht den Schlüssel für eine zukunftsfähige Region in der Zusammenarbeit – nicht nur innerhalb der Stadtgrenzen, sondern in der gesamten Region. Nachhaltigkeit wird hier als gemeinschaftliches Projekt verstanden: Wissenschaft, Unternehmen und Gesellschaft sollen an einem Strang ziehen, um ein solidarisches und gerechtes Miteinander zu schaffen. Besonders der enge Dialog und Wissenstransfer zwischen Akteuren unterschiedlicher Disziplinen stehen dabei im Mittelpunkt. Auch die Bürgerinnen und Bürger spielen eine zentrale Rolle:

Sie sind eingeladen, sich in Konferenzen, Workshops oder Weiterbildungen einzubringen. Dieser interdisziplinäre Ansatz macht das forum1.5 zu einer lebendigen Ideenwerkstatt, die auf Kooperation setzt, um den Wandel zu einer resilienten und zukunftsfähigen Region voranzutreiben. Coburg setzt damit ein klares Zeichen: Nachhaltigkeit ist kein abstraktes Konzept, sondern ein gemeinsames Handeln, das hier und jetzt beginnt, heißt es.

EIN GEDICHT AN GEDICHTEN

Der Coburger Rückert-Preis 2025 wird an die hebräische Lyrikerin Agi Mishol und ihre Übersetzerin Anne Birkenhauer verliehen. Die Auszeichnung, die mit 7500 Euro für die Autorin und 2500 Euro für die Übersetzerin dotiert ist, würdigt herausragende Literatur aus Sprachen, die Friedrich Rückert einst übersetzt hat. Die feierliche Verleihung findet traditionell am 16. Mai, Rückerts Geburtstag, statt. Agi Mishol, geboren 1947 in Siebenbürgen, ist eine der bedeutendsten Stimmen der modernen hebräischen Lyrik. Ihre Gedichte verbinden Natursensibilität mit Reflexionen über Geschichte, Politik und Gesellschaftsthemen wie Liebe, familiäre Shoa-Traumata und der Nahostkonflikt prägen ihre Werke, die sich durch Empathie und Menschlichkeit auszeichnen. Seit ihrem Debüt 1968 veröffentlichte sie zahlreiche Lyrikbände und wurde 2024 mit dem Horst-Bienek-Preis geehrt. Anne Birkenhauer, die seit 1980 in Jerusalem lebt, übertrug Mishols Lyrikband Gedicht an den unvollkommenen Menschen (2024) meisterhaft ins Deutsche. Ihre Übersetzung bringt die Sprachmelodie und den Rhythmus der Originale beeindruckend zur Geltung, was die Jury besonders hervorhob. Der Rückert-Preis wird seit 2009 alle drei Jahre verliehen und rückt dieses Jahr die hebräische Literatur in den Fokus. Die Jury entschied sich für Mishol und Birkenhauer als eindrucksvolles Duo, das Poesie und Übersetzung auf höchstem Niveau vereint.

SUPERSTARS DES ALLTAGS

Beim Neujahrsempfang im Globe Coburg wurden die Mitglieder der Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, Polizei, THW und Rettungsdienst als „Coburger Helden und Heldinnen“ geehrt. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig würdigte in seiner Rede ihren unermüdlichen Einsatz bei großen und kleinen Einsätzen, Übungen und Bereitschaften, betonte jedoch, dass deren Engagement o nicht genug geschätzt wird. Besonders hob er die Leistung von 500 Rettungskräften bei einer ICE-Tunnel-Großübung im vergangenen Jahr hervor. Die Geehrten freuten sich über die Anerkennung und hoben die Bedeutung der Veranstaltung hervor. Sie betonten die Wichtigkeit, die oft unsichtbare Arbeit der Hilfsorganisationen ins Rampenlicht zu rücken, da viele von ihnen ehrenamtlich tätig sind. Gleichzeitig warnte Sauerteig, dass es immer schwieriger werde, neue Freiwillige zu finden, auch wegen der zunehmenden Angriffe auf Einsatzkräfte.

Hier geht’s zum Videobericht: https://www.das-magazin.de/ein-tag-fuer-helden/

THEKENPERSONAL

Noch bis Anfang März ist die Ausstellung „Auf Geschäftsreise in Coburg“ des Coburger Fotografen Manfred Nehab in der Stadtbücherei zu sehen. Nehabs Fototouren führten ihn diesmal in Coburger Geschäfte, wo ihm ein Blick hinter die Kulissen ermöglicht wurde. Ihn interessierten vor allem inhabergeführte Läden. Im Gegensatz zu den überall gleich aussehenden Filialen der großen Ketten ist in jedem der inhabergeführten Geschäfte ein eigener Stil, ein eigenes Ambiente zu finden. In vielen Fällen handelt es sich um Unternehmen mit einer langen Tradition und Geschichte. Jedes Geschäft ist individuell gestaltet und damit einzigartig. Hinter jeder Ladentür wartet eine besondere Welt und ein eigener Charakter – stimmungsvolle Eindrücke aus der Welt inhabergeführter Geschäfte, spannende Blicke hinter die Ladentheken, in die Lagerräume, in die Produktion und in die Werkstatt.

UND NOCH EIN DEAL

Das junge Start-up Gainback aus der Digitalen Manufaktur von Zukunft.Coburg.Digital in Rödental (siehe auch Portrait auf Seite 48) hat es in die Heute- Show geschafft. Auf dem Germany Startup Summit handelten sie einen Deal mit Moderator Lutz van der Horst aus: Foto mit ihm für die beiden Heute-Show-Fans gegen ein Interview, in dem sie der Moderator des ZDF-Satiremagazins natürlich ordentlich durch den Kakao zog.

AUSWÄRTSFAHRT NACH HAUSE

Einen selbstbewussten Auftritt legten Bürgermeister aus dem Coburger Land beim Oberfrankentag der Grünen Woche in Berlin hin, lobt man sich in einer Pressemitteilung: Am Messestand von Bad Rodach, der gemeinsam mit der Destillerie Möbus und der ThermeNatur gestaltet wurde, informierten sich die Bürgermeister über regionale Angebote und Genussprodukte. Ein Highlight war eine Solemischung, die mit ihrer gesundheitsfördernden und zugleich hitzigen Wirkung für Begeisterung sorgte. Darüber hinaus erkundeten die Stadtoberhäupter die kulinarische Vielfalt und Angebote Bayerns in der Bayernhalle, um Inspirationen für die eigene Region zu gewinnen. Für Aufsehen sorgte auch die Sambakönigin, die zahlreiche Besucher anlockte. Bereits zum zweiten Mal besuchten die Stadtoberhäupter die Messe, die seit 1926 ein bedeutendes Schaufenster für Ernährung, Landwirtschaft, Gartenbau und das Reiseland Deutschland ist. Mit über 300.000 Besuchern und 1.400 Ausstellern bietet sie eine Fülle an Themen.

RECHNEN WILL GELERNT SEIN

Kultur genießen und den Mathe-Nachwuchs unterstützen: Für das Musical „Chicago“ am Landestheater Coburg am 15. April gibt es noch Tickets. Pro Ticket gehen 12 Euro an das Projekt „Mathe-Mentoren“ des Rotary-Club Coburg. Das Projekt hat in diesem Schuljahr an verschiedenen Grundschulen im Raum Coburg begonnen. Es unterstützt Schülerinnen und Schülern mit rechnerischen Defiziten: Mathe-Mentoren vermitteln Grundschülern in einer 1:1-Betreuung ein positives Verhältnis zur Mathematik. Dazu fördert der Rotary Club Coburg den Verein Mentor Lesespaß Coburg. Wer also das Projekt unterstützen und bei „Chicago“ am 12. April im Globe dabei sein möchte: die Tickets gibt es für 50 Euro.