von Gabi Arnold
Der Berg ruft … – Das Coburger Kletterpärchen Jana und Jan
Mit dem VW-Bus waren sie unterwegs, quer durch Europa: Die beiden Coburger Jana und Jan. Immer auf der Suche nach der nächsten Wand. Viele Felsen sind sie hochgeklettert, viel haben sie erlebt. Fazit ihrer Kletterreise: „Man braucht nicht viel um glücklich zu sein.“
Jana und Jan sind ein sportbegeistertes Pärchen aus Coburg. Im November des vergangenen Jahres starteten sie in ihr bisher größtes Abenteuer. Die Ausrüstung: Ein alter VW-Bus. Im Gepäck nur Dinge, die dringend benötigt werden. Dazu Kletterzeug und zwei Rennräder. Klettern in den Wintermonaten mag zwar ungewöhnlich klingen, aber das war es gar nicht. „Wir hatten beide Zeit und wir hatten wunderbares spätherbstliches Wetter“, erzählt Jan: Nur drei Regentage, dafür viel Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Tagsüber verbrachten Jana und Jan an steilen Felswänden, abends im Bus oder davor. Solarpellets auf dem Dach sorgten für den nötigen Strom, Bücher und Spiele für Abwechslung. Und wenn die beiden mal nicht hoch hinauswollten, dann stiegen sie auf ihre Rennräder und erkundeten ebenerdig die Gegend. „Wir haben uns auch mal Ruhe gegönnt, aber wir werden halt schnell unruhig“, sagt Jana. Braungebrannt und erholt berichtet das Paar von der Reise, die dreieinhalb Monate gedauert hat. Die beiden haben in dieser Zeit gelernt, mit wenigen Dingen ausgekommen. „Man kann mit einem minimalistischen Lebensstil glücklich sein, “ resümiert Jan.
Das nördliche Frankenjura, eine klassische Kletterregion, war die erste Station der Tour. Eine Woche lang erklomm das Paar dort die Felswände, und das bei herrlichem Herbstwetter. Danach führte ihr Abenteuer weiter in Richtung Schweiz. Dort erkundeten die beiden das Berner Oberland, eine Bergwelt voll unberührter Natur. Bis zu fünf Stunden haben die kletterbegeisterten Coburger am Berg verbracht, sind Routenlinien geklettert und haben ihre eigenen Leistungsgrenzen ausgelotet. „Man ist sehr konzentriert, auf die eigene Wahrnehmung und das Körpergefühl“, beschreibt Jana die Faszination dieses Sports. Südfrankreich mit seinen Weinhängen und die Schlucht des Verdon, die auch der Grand Canyon der Provence bezeichnet wird, lagen auf der Route, ebenso wie die Felswände in Katalonien, Andalusien oder Granada.
Jana und Jan sind durch atemberaubende Landschaften gereist und haben Schmuckstücke besucht, zum Beispiel den Nationalpark Sierra Nevada in Andalusien. Sie haben faszinierende Sonnenuntergänge gesehen, Gleichgesinnte aus aller Welt getroffen und fernab der Touristenhochburgen die Mentalität der Menschen kennen gelernt. Ganz besonders beeindruckt erinnert sich das Paar an das vergangene Weihnachten. Das haben sie nämlich in einem kleinen spanischen Dorf verbracht, losgelöst von Konsum und Stress. „Wir feiern gern mit unseren Familien, aber es war auch schön, Weihnachten mal anders und freigekoppelt von Verpflichtungen zu genießen,“ sagt Jana. Und irgendwie habe sie die Vorweihnachtszeit dieses Mal viel schöner und intensiver erlebt. Doch beide sind auch froh, wieder zuhause in Franken zu sein. „Es natürlich schön einen Fixpunkt zu haben,“ sagt Jan. Schließlich gebe es auch in Franken tolle Klettergebiete, wie zum Beispiel das Kletterparadies Fränkische Schweiz.
Jana und Jana haben sich durch das Klettern auch kennen gelernt. Beide sind Mitglieder in der Sektion Coburg des Deutschen Alpenvereins. Jan hat im Jahr 2010 einen Ausgleich zum Krafttraining gesucht und diesen im Klettern gefunden. „Es ist die Kombination aus mehreren Faktoren, die diesen Sport so interessant macht,“ sagt er. Klettern, das sei eine sportliche und mentale Herausforderung, aber auch Bewegungsvielfalt und viel Zeit an der frischen Luft. In der Kletterhalle trifft man das Paar deshalb eher selten an, lieber bewegen sich Jana und Jan in der Natur. Vielleicht ja auch mal wieder an irgendeiner Wand irgendwo in Europa, wenn sie noch einmal mit ihrem VW-Bus auf Abenteuerreise gehen.