Kultouren – Der COBURGER auf Reisen

Reisen alleine, zu zweit, als Familie mit Kindern, „die schon aus dem Gröbsten“ raus sind, mit Freunden. Regionen in Europa, die mit dem Auto, per Bahn, mit dem Bus (oder dem Flugzeug) in ein paar Stunden erreichbar sind. Ziele für Menschen, die etwas sehen und erleben wollen, die interessiert sind an Kultur, Land und Leuten, an Natur, Bergen, Seen, Flüssen und Meer, gerne verbunden mit Bewegung an der frischen Luft und manchmal auch mit ein bisschen kalkuliertem Abenteuer. Das sind unsere COBURGER-Kultouren. In jedem Magazin eine. Mit vielen Bildern, die Lust aufs Fortfahren machen, und mit ein paar wenigen persönlichen Eindrücken, wenn Sie dieser Lust erliegen. Unser Tipp: Selbst auf Entdeckungsreise gehen.

 

Von WOLFRAM HEGEN
Fotos: YVES ALLOINDE

Das Jahr 2020 ist ein perfektes Jahr, um das eigene Land neu zu entdecken. Sollten Schlagbäume heruntergelassen werden, Flüge annulliert oder Quarantänen angeordnet, garantiert der „Heimaturlaub“ einen relativ sorglosen Aufenthalt samt problemloser „Heimkehr“. Vor allem aber staunt der reisefreudige und alle Ecken der Welt kennende Deutsche über die Vielfalt der Region um die Ecke. So fahren wir auch bei den Kultouren in dieser Ausgabe einfach ein wenig aus Oberfranken hinaus in Richtung Osten, lassen Plauen, Zwickau und Chemnitz und den dauerhaft en Blick auf das Erzgebirge hinter uns und gelangen nach gut zweieinhalb Stunden in die zweitgrößte sächsische Stadt, nach Dresden, ins sogenannte „Elbflorenz“. Die Bezeichnung entstand vor gut zweihundert Jahren angesichts zahlreicher Gemeinsamkeiten wie der großen Liebe zur Kunst samt entsprechender Sammlungen, der barocken Architektur, der Silhouette und der ähnlichen Lage der beiden Städte zu beiden Seiten eines Flusses. Und auch in Sachen Sehenswürdigkeiten muss Dresden sich nicht hinter Florenz verstecken: Zwinger, Semperoper, das Blaue Wunder, die Brühlschen Terrassen und vieles mehr reichen locker für zwei Urlaube. Darüber hinaus sind wir auch gespannt auf die Natur gleich hinter Dresden, mit schmucken Örtchen an der Elbe und den skurrilen Steinformationen des Elbsandsteingebirges.

GESCHICHTLICH

Die Frauenkirche ist natürlich ein „Muss“ für den erstmaligen Dresden-Besucher. Nicht nur wegen des Bauwerks an sich, seiner riesigen Kuppel, die weithin sichtbar das Stadtbild prägt. Sondern auch wegen der symbolischen Kraft , die von ihrem Wiederaufb au eingeht. 1945 war die Frauenkirche nach Bombenangriffen ausgebrannt und kurz danach in sich zusammengestürzt. 1994 begann der elf Jahre dauernde Wiederaufbau, finanziert vor allem aus Spendengeldern aus aller Welt. Heute ist die Frauenkirche damit ein Symbol für Frieden und Versöhnung. Aber auch der weitläufige Neumarkt um die Frauenkirche mit seinen vielen Geschäft en und Restaurants erstrahlt wieder in neuem altem Glanz mit zahlreichen wiederauf- oder nachgebauten Bürgerhäusern. Einfach ein bisschen schlendern und das internationale und auch von vielen Touristen geprägte Leben dieser 500 000 – Einwohner – Stadt auf sich wirken lassen.

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KÜNSTLICH

Dresden ist eine der Kunstmetropolen des Landes. Da darf ein Abstecher in eines der vielen Museen natürlich nicht fehlen, auch wenn die allgegenwärtige Maske das Kunsterlebnis dieses dreistündigen Indoor-Aufenthalts etwas trübt. Ist aber halt so. Und das Gezeigte im 2010 nach umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen wiedereröffneten Albertinum lässt den Betrachter ein ums andere Mal staunen: Da ist vor allem die Galerie Neue Meister mit zahlreichen Vertretern der deutschen Romantik, aus Im- und Expressionismus bis hin zur Moderne, die in ihren Bann zieht. Von Caspar David Friedrich bis zu Gerhard Richter fehlt kaum ein großer Name. Wer sich in Malereien verlieren kann, wird hier verlorengehen.

ABENTEUERLICH

Man steigt ein in Auto, Bus oder Bahn (oder aufs Schiff ), und fährt keine Stunde von Dresden weiter in Richtung Osten. Dort steigt man aus in der fast märchenhaften Welt des Elbsandsteingebirges mit seinen steilaufragenden Felstürmen. Zahlreiche Wander- und Kletterwege sind hier ausgewiesen. Aber vorsichtig – auch kleine niedrige Mittelgebirge können es in sich haben oder werden unterschätzt: Immer wieder kommt es zu Todesfällen oder schweren Verletzungen bei Stürzen. Also vernünftig vorbereiten und informieren, richtig ausrüsten, eine geeignete Tour auswählen und dann steht dem Wander- oder/und Kletterspaß nichts im Wege. Wir entscheiden uns für einen Wanderweg mit ein paar wenigen machbaren Kraxelpassagen durch die „Heilige Stiege“ hinauf, die „Wilde Hölle“ hinunter, vorbei an steilen Felswänden mit vielen Kletterern, wieder hinauf auf den Frienstein und den kleinen und großen Winterberg, und dann über den berühmten Malerweg benannt nach zahlreichen Malern, die sich von der Natur hier inspirieren ließen, wieder zurück zum Ausgangsort. Puh. Fast 1000 Höhenmeter, 14 Kilometer Länge, gute fünf Stunden, das sächsische Schwarzbier schmeckt danach umso besser.

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GEMÜTLICH

Ausgangs- und Zielort der Tour war das kleine Örtchen Schmilka direkt an der Grenze zu Tschechien. Eine Entdeckung mitten im Nationalpark, weil hier auf kleinstem Raum mit viel Engagement eine ganz besondere Idee umgesetzt wurde: Ein ganzes Dorf in Bio, viel Gemütlichkeit, Fachwerk, Biergärten, eine historische Mühle, traditionelles Handwerk und eine historische Fähre zum Übersetzen auf die andere Seite. Nicht umsonst hast sich Schmilka 2017 das Prädikat „das schönste Dorf Sachsens“ erarbeitet. An Wochenenden in der Hauptsaison wird es allerdings ganz schön voll: Jährlich besuchen 500 000 Touristen die gut 70 Einwohner zählende Gemeinde.

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