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Ein Anfang ist gemacht #31

Prinz Andreas auf dem E-Bike nach Gotha

Es ist eine Geschichte vom Anfang. Vom Anfang einer Krankheit. Vom Anfang des Akzeptierens. Davon, dass lange nach der Geburt, auch im höheren Alter, immer wieder Neues anfängt. Und vor allem ist es die Geschichte vom Anfang einer besonderen Idee: Die Geschichte von Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha, der vor acht Jahren an Parkinson erkrankte und sich jetzt, im Mai, auf eine Radtour von Coburg nach Gotha begeben wird, einmal durch das ehemalige Herzogtum seiner Vorfahren. Der Anfang ist am 1. Mai. Eine Radtour zu Gunsten der Initiative „Aktiv gegen Parkinson“.

Diagnose Parkinson

2011 war es, erinnert sich Prinz Andreas im Gespräch, als er wacklig auf den Beinen wurde, als sich ein Allgemeinzustand verschlechterte, „Tag für Tag“. Kein Zittern der Hände, wie man es oft mit Parkinson verbindet, sondern andere Symptome, langsamere Bewegungen, Unsicherheit beim Gehen. Herzprobleme kamen dazu. An der Geriatrie in Coburg sei er bei Professor Johannes Krafft in Behandlung gewesen, „der hat mich erst wieder rausgelassen, als ich auf einem speziellen Therapiegerät wieder 200 Meter laufen konnte“. Und der Spezialist vom Klinikum Coburg hatte auch einen Verdacht, der sich nach einem Test bestätigte: Parkinson.

Das Sprechen fällt schwer

Prinz Andreas aber, von dem sein seit vielen Jahren täglicher Begleiter Thomas Lessig sagt, er habe „eigentlich immer gute Laune“, ließ sich davon nicht entmutigen. „Man muss die Krankheit annehmen, das habe ich auch so gemacht, ich habe da nicht gehadert, ich habe in meinem Leben eigentlich immer überlegt, ok, wie kann ich ein Problem lösen, was kann ich machen.“ Nicht anders verhält er sich nach der Diagnose Parkinson, die ein normales alltägliches Leben mehr und mehr unmöglich macht: Das Sprechen fällt ihm schwer, das Laufen, kleine Handgriffe, er fährt nicht mehr Auto. Für den Humor von Prinz Andreas spricht, dass er diese Einschränkung einmal mit den Worten kommentierte: „Nicht so schlimm, in fünf oder zehn Jahren kommt ohnehin das autonome Fahren.“

Nicht einsperren

Aber natürlich benötigt er seither Hilfe von außen. „Für mich war es immer sehr wertvoll, dass ich mit Professor Krafft und seinem Team von der Geriatrie Spezialisten hatte, die mich medizinisch und auch psychologisch gut betreuten.“ Und er ging von vorneherein offen mit seiner Krankheit um, versteckte sich nicht, nahm am gesellschaftlichen Leben teil. „Man darf sich nicht zuhause einsperren, man muss raus, sich zeigen, sollte da keine falsche Scham haben, man ist ja nicht der Einzige, es gibt viele schwer erkrankte Menschen.“ Und man muss in Bewegung bleiben, weiß er, und Prinz Andreas tut das, vor allem in den letzten eineinhalb Jahren, jeden Morgen Training auf Heimtrainer und Sitzrad, und wenn es geht, Spazierengehen oder eine Tour auf dem E-Bike, das er seit vier Jahren hat. Im letzten Jahr ist er auf diese Weise insgesamt 1260 Kilometer auf dem Rad unterwegs gewesen. Dazu kommt noch eine gesunde Ernährung. „So kommt man von den Pillen weg und ich habe seitdem 30 Kilogramm abgenommen“, erzählt er. „Viele Erkrankungen kommen von falschem Essen und zu wenig Bewegung.“

Historische Strecke

Auf dem Fahrrad entstand auch die Idee zu einer ganz besonderen Benefizfahrt: Von Coburg nach Gotha. 97 Kilometer. „Ich will damit ein Zeichen gegen Parkinson setzen, die Menschen aufmerksam machen auf diese Krankheit“. Dazu wählte Prinz Andreas eine legendäre Route seiner Vorfahren, und das im Jahr des 200. Geburtstages von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, seinem Ururgroßvater. Der nämlich fuhr damals Mitte des 19. Jahrhunderts häufig genau auf dieser Strecke, der heutigen B4, nach Gotha, um seine dort lebende großmütterliche Verwandtschaft zu besuchen. Damals natürlich mit zeitgenössischen Verkehrsmitteln, heute fährt Prinz Andreas mit dem E-Bike. Zahlreiche Freunde begleiten ihn, und am Mittwoch, dem 1. Mai, sind alle Interessierten aufgefordert, ihn auf der ersten Etappe bis nach Rottenbach dabei zu sein, auf dem Fahrrad, dem E-Bike, oder auch per pedes. Am Zielort ist dann auch noch ein Programm geplant. Die weiteren vier Tage bewegt sich der Tross im kleinen Kreis mit Thomas Lessig, mit den Mitinitiatoren Max Beyersdorf und Thomas Engel, mit dem „halben Mann“ Flo Sitzmann und mit Bergsteigerlegende Christoph Hainz und einigen anderen nach Gotha weiter.

Sammeln gegen Parkinson

Doch Prinz Andreas möchte mit der Tour nicht nur auf Parkinson aufmerksam machen. Er möchte auch Geld sammeln. Daher ruft er gemeinsam mit dem Rotary Gemeindienst Coburg zum Spenden auf. Ziel ist es, Paten zu finden, die je Kilometer 100 Euro für einen guten Zweck aufzubringen: Ein Parkinson-Projekt mit Professor Krafft am Regiomed Klinikum in Coburg.

Ein Anfang ist gemacht.


1. bis 5. Mai 2019 Coburg-Gotha. Aktiv gegen Parkinson.

Mitmachen am 1. Mai bei der ersten Etappe. Mit Bike, E-Liegebike und Per Pedes. Anmeldung unter www.coburg.rotary.de. Patenschaft 100/€ pro Kilometer zu Gunsten eine Parkinson-Projekts am Klinikum Coburg bitte anmelden bei Thomas Engel, Gemeindienst Coburg e.V. unter t.engel@leise.de.

Bergsteiger Christoph Hainz ist auch dabei: „Ich war meinerseits bereits vergangenen Herbst hier in Südtirol an einer Aktion für Parkinson beteiligt. Ich habe einen Herrn, der an Parkinson erkrankt ist, aber sein Leben weiterhin äußerst aktiv gestaltet, auf die Kleine Zinne geführt. Diese Aktion wurde verfilmt und kommt im Frühling ins lokale Fernsehen. Der Mut dieses Mannes und seine Freude am Leben, sein Kampfgeist haben mich fasziniert und ich denke, dass solche Aktionen für viele Betroffene ein echter Ansporn sind, weiter zu machen und dem Leben die Stirn zu bieten. Menschen wie Prinz Andreas zeigen Größe in kleinen Dingen und dem gebührt mein tiefster Respekt.“

Flo Sitzmann, „der halbe Mann“ zu seiner Motivation:

„Ich setze mich schon sehr lange für Projekte ein die mir nah sind und mir am Herzen liegen. Das war schon immer mein Ding, denn es ist authentisch für mich. Um loszulaufen und eine solche Idee auf den Weg zu bringen braucht es anfangs einen starken und visionären Menschen – um anzukommen ein zusammenhaltendes Team. Ich fühle mich deshalb geehrt ein Teil dieses Teams zu sein das Prinz Andreas auf seinem Weg, über die Krankheit Parkinson zu informieren und zu sprechen, bis nach Gotha begleiten darf. Prinz Andreas ist nicht nur sportlich ehrgeizig, sondern besitzt in der Situation, mit Parkinson umzugehen, auch sehr viel Mut. Dafür gebührt ihm mein größter Respekt. Er ist ein Aufklärer und ein wirklicher Mutmacher für alle Menschen. Als ich im Jahr 2009 mit meinem Freund Max Beyersdorf auf Schloss Callenberg beschloss den New York Marathon für einen guten Zweck zu fahren, ahnte ich noch nicht das ich eines Tages dorthin zurückkehren werde um ein anderes wichtiges Projekt zu starten. Es ist also neben all der Sportlichkeit und dem wichtigen darauf aufmerksam machen, auch eine spirituelle Tour für mich. Ein schönes Gefühl, denn ich bin ja im Herzen quasi ‚halber Coburger‘.“

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