Kultouren – Der COBURGER auf Reisen
Reisen alleine, zu zweit, als Familie mit Kindern, „die schon aus dem Gröbsten“ raus sind, mit Freunden. Regionen in Europa, die mit dem Auto, per Bahn, mit dem Bus oder dem Flugzeug in ein paar Stunden erreichbar sind. Ziele für Menschen, die etwas sehen und erleben wollen, die interessiert sind an Kultur, Land und Leuten, an Natur, Bergen und Beer, gerne verbunden mit Bewegung an der frischen Luft und ein bisschen kalkuliertem Abenteuer. Das sind unsere COBURGER-Kultouren. In jedem Magazin eine. Mit vielen Bildern, die Lust aufs Fortfahren machen, und mit ein paar wenigen persönlichen Eindrücken, wenn Sie dieser Lust erliegen. Unser Tipp: Selbst auf Entdeckungsreise gehen.
von Wolfram Hegen
Unsere erste Kultour führt nach Norditalien, in die Lombardei, an die Nordostseite des Comer See. Die Anreise mit dem Auto führt über den Splügen-Pass, ein kleines Abenteuer durch eine atemberaubende Gebirgslandschaft, absolut zu empfehlen, für Wohnmobile und LKW aber gesperrt, kein Wunder, manchmal geht es ganz schön eng zu Sache (bequeme Anfahrten gibt’s natürlich auch, auch landschaftlich schön, aber anspruchslos). Nach gut 6 Stunden glitzert er, der Comer See, nach sieben Stunden sind wir in unserem Quartier in Bellano am Osterufer des drittgrößten Sees Italiens angekommen, der sich als umgekehrtes Ypsilon auf knapp 200 Meter über dem Meer an Berge anschmiegt, die bis auf über 2600 Meter hinaufragen. Mediterrane Luft schlägt uns an diesen späten Augusttagen entgegen, manch kleine Bucht entlang der Küstenstraße mit den vielen kleinen Ortschaften lädt zum (Sonnen-)Baden ein, wir aber wollen in vier Tagen ein paar Ziele in der Region erkunden.
Codera
Im Norden des Comer See liegt mitten in den Bergen das Dorf Codera. Einer der wenigen ganzjährig bewohnten Orte im Alpenraum, die nur zu Fuß zu erreichen sind, auch wenn er heute auch über einen Hubschrauberlandeplatz verfügt. Das raubt diesem Ziel aber nicht seine Faszination. Durch das Val Codera führt der gut zweistündige Fußweg von Novate Mezzola über Tausende von verwitterten Stufen gut gesichert an Schluchten entlang und später durch angelegte Galerien knapp 600 Höhenmeter hinauf in das kleine Bergdorf. Nein, er führt in eine andere Welt – die Wanderung wird zur Pilgerreise, der Aufenthalt bei einem Bier in einer der zwei Osterien mit Blick auf die grünen Steilhänge zur Meditation. Codera muss man besucht haben. Und wenn einem das nicht reicht, kann man auf der Trasse einer ehemaligen Schmalspurbahn und durch einen Tunnel hindurch spektakulär an den Ausgangsort der Wanderung zurücklaufen, nach Novate Mezzola.
Villa Monastero
Ein Ausflug für Botaniker, Ästheten und andere Schöngeister: In Varenna direkt am Ostufer des Comer Sees steht die Villa Monastero, deren Anfänge bis ins frühe 13. Jahrhundert zurückreichen. Wir aber interessieren uns für den botanischen Park der Villa, der auf gut einem Kilometer Länge Pflanzen aus der ganzen Welt mit ebenso vielfältigen architektonischen Elementen verschiedenster Epochen zu einem wahren Schauspiel zusammenführt, immer mit dem leichten Geplätscher und der schimmernden Wasseroberfläche des Comer Sees als Bühnenbild.
Auf die Höhen
Die Berge rund um den Comer See sind traumhafte Wander- und Kletterziele. Die Auswahl an Touren ist schier unendlich. Wir entscheiden uns für eine Hüttentour entlang des Grignone bei Esino Lario. Die letzte Anfahrt zum Parkplatz über eine Schotterpiste an einem Abhang entlang ist für teerstraßenverwöhnte Mitteleuropäer ungewohnt, lohnt sich aber auf jeden Fall. Dafür wird man mit Einsamkeit belohnt, viele Touristen begegnen uns auf den Höhenwegen nicht, es sind vor allem Einheimische, und wo die hingehen, soll es ja besonders schön sein – alles richtig gemacht. Die gemütliche Wanderung mit leichten Anstiegen lohnt sich wegen der eindrucksvollen Natur, Lärchenwäldern, schroffen Abhängen, bizarren Felsformationen, Bergziegen am Wegesrand, einer italienischen Brotzeit in der Sonne vor dem Rifugio Bogani und ab zu mit einem Blick hier von knapp 2000 Höhenmetern hinunter auf den Comer See.
Abtei von Piona
An der Ostseite des Comer Sees befindet sich auch die Halbinsel Olgiasca. Hier kann man nicht nur sehr herrschaftlich wohnen und urlauben, sondern auch in sich gehen. Ganz am Ende der Halbinsel nämlich befindet sich die Abtei von Piona, an der man zwar parken und sie besuchen kann, wir aber stellen das Auto am Ortsanfang ab und wandern über Pflastersteinstraßen entlang an eleganten Villen mit Blick auf den Comer See eine Stunde lang zu dieser uralten klösterlichen Gemeinschaft , deren Anfänge mindestens auf das 8. Jahrhundert zurückgehen. Die Stille der Kirche von Piona überwältigt uns mit ihrer Energie. Ein paar Schritte noch durch den kleinen Park der Abtei, Blicke auf den See, ein stilles Gebet an der kleinen Grotte. Erst ein Besuch des Verkaufsraumes mit Produkten des Klosters, Schnäpsen, Honig, Heilkräutern, bringt uns wieder zurück in das Hier und Jetzt.