Es sind Menschen der Tat, Nimmermüde, Antreiber, Gestalter, Vorwärtsstrebende, Aktive. Es gibt sie auf der großen Bühne, seltener im Verborgenen, aber auch da. Sie stellen sich vor. Im LICHTENFELSER. In jeder Ausgabe einer oder eine – Männer und Frauen.
Mit Gisela Raab, Geschäftsführerin der Raab-Baugesellschaft in Ebensfeld. Raab hat den Bayerischen Energiepreis gewonnen und ist als heimatverbundenes Unternehmen ausgezeichnet worden. Gisela Raab macht sich Gedanken, wie Wohnen in der Gemeinschaft und mit der Umwelt gehen kann – und baut dafür.
Was ist eine Macherin?
Jemand, der voran geht. Die Haupteigenschaft einer Macherin ist Mut.
Was macht Sie zur Macherin?
Ich habe ständig neue Ideen, die wir dann entwickeln. Das ist bestimmt auch manchmal anstrengend für die Menschen um mich herum. Ich komme mit einer Frage, und es wird dafür eine Lösung geben – das braucht aber die Kreativität aller. Und dann machen wir es einfach. Das erfordert den genannten Mut. Den kann und muss man üben.
Wie stecken Sie Ihr Umfeld zum Machen an?
Alles Tun muss sinnstiftend sein. Die Frage nach dem Warum muss für alle klar ersichtlich sein. Zum Beispiel die Baustoff Börse, die ich vor zwei Jahren organisiert habe: Wir hinterlassen einfach zu viel Müll auch und gerade auf dem Bau, wir könnten vieles weiter oder wieder verwenden. Das ist die Idee. Das Warum ist also klar. Dann sage ich: Wir probieren das mal aus, lasst uns ein Experiment machen. Das klingt unverbindlich und ist spielerisch. Jeder liebt Experimente – also machen wir es. In unserem Unternehmen machen wir Zukunftskonferenzen – es geht darum, wie wir miteinander weiterkommen. Da helfen der Sinn und das Warum enorm.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie eine Macherin sind?
Als ich acht war, haben meine Eltern unser Haus gebaut. Ich bin mit dem Fahrrad zur Baustelle gefahren und habe gesehen, dass beim Einbau eines Gully die Dichtung fehlt. Sie lag daneben. Das habe ich dem Handwerker gesagt – und bemerkt: Ich kleines Mädchen kann ja etwas bewirken. Und ich habe damals schon gemerkt, dass ich ein gutes Vorstellungsvermögen habe. Als der Plan unseres Hauses auf dem Tisch lag, und mein Vater uns drei Mädchen fragte, wer welches Zimmer will, habe ich sofort erkannt, welches das Schönste war – als noch kein einziger Stein gemauert war. Das Machen mit Menschen hat sich durch mein ganzes Leben gezogen – zum Beispiel als Jugendwart im Reitverein. Und ich konnte viel machen, weil mein Vater noch bis zu meinem Vordiplom dachte, dass Mädchen keine Ingenieurinnen werden können. Ich war unter dem Radar und hatte damit auch Freiheiten.
Ist unsere Region zum Machen geeignet?
Ich merke, dass die Vernetzung im ländlichen Raum groß ist. Besonders die der Menschen und über Fachbereiche hinweg. Die Wege sind kürzer. Damit kann man mehr gemeinsam erreichen. Oft sind die Menschen froh, wenn sich etwas bewegt. Es muss halt in kleinen Schritten gehen. Ich wollte vor 20 Jahren meine erste ökologische Siedlung bauen und bin gescheitert – jetzt ist die Zeit dafür reif.
Gibt es ein Geheimnis fürs Machen?
Klar. Man muss es mit den Menschen machen. Fragt die Leute, was sie wollen. Regt sie dazu an, selbstständig zu denken. Die Frage „Was habe ich davon?“ muss sich wandeln in „Was haben wir alle davon?“. Dafür müssten sich auch alle mehr engagieren, jeder muss viele kleine Schritte machen. Beginnt doch einfach mal mit einem Experiment …
KONZEPTION & FOTO: SEBASTIAN BUFF
Die Fragen stellte Tim Birkner