Jessica Freitag im Portrait
Im Herzen des Amateurfußballs am Obermain leuchtet ein Stern besonders hell: Jessica Freitag. Die 26-jährige Stürmerin des 1. FC Redwitz wurde kürzlich vom DFB zur Amateurfußballerin 2023/24 gekürt und erweist sich als wahre Inspirationsquelle: Trotz leichter körperlicher und sprachlicher Beeinträchtigungen lässt sie sich nicht davon abhalten, auf dem Platz zu glänzen und auch außerhalb des Spielfelds eine tragende Rolle zu spielen.
Fußball hat im Leben von Jessica Freitag schon immer eine große Rolle gespielt. Bereits seit frühester Kindheit jagte sie dem runden Leder hinterher, zunächst beim FC Burgkunstadt und später beim 1. FC Redwitz. Dort wurde 2015 eine Damenmannschaft ins Leben gerufen, der sich Jessica im Alter von zwölf Jahren anschloss und sogar das allererste Tor für das neu gegründete Team erzielte. Seitdem hat sie sich mit ihrer fröhlichen Ausstrahlung, ihrem Trainingseifer und unermüdlichen Einsatz in die Herzen ihrer Mannschaftskameradinnen, Trainer und Betreuer gespielt. Doch Jessicas Beitrag beschränkt sich nicht nur auf das Spielgeschehen.
Abseits des Rasens zeigt sie ein ebenso beeindruckendes Engagement. Bei Vereinsfesten ist sie stets zur Stelle, sei es beim Kuchenbacken, beim Sammeln von Spenden oder beim Basteln. „Eine tolle Veranstaltung, die unsere Damenmannschaft jedes Jahr ausrichtet, ist der FC-Fasching in der Redwitzer Turnhalle. Hier helfe ich immer gerne mit und beteilige mich auch beim Dekorieren – das macht mir so viel Spaß, dass ich in diesem Jahr die Girlanden alle selbst gebastelt habe“, berichtet sie.
Barrieren überwinden und motivieren
Was Jessica Freitag besonders auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, Barrieren zu überwinden und andere zu motivieren. Durch ihren Einsatz zeigt sie, dass es im Fußball nicht nur um körperliche Stärke geht, sondern auch um Herz, Leidenschaft und Teamgeist. Sie ermutigt auf diesem Wege Menschen mit Beeinträchtigungen, ihre Träume zu verfolgen und das Beste aus sich herauszuholen. Wenn man sie selbst nach ihrer eigenen Stärke fragt, dann antwortet sie mit einem Augenzwinkern: „Ich habe einen ziemlich festen Schuss. Zwar gelingt es mir aufgrund meiner teils überaktiven Muskulatur nicht immer, den Ball optimal zu treffen, aber wenn es klappt, dann mit einem ordentlichen Karacho.“
Trotz ihrer leichten körperlichen und sprachlichen Einschränkungen hat Jessica Freitag niemals zugelassen, dass diese sie von ihrem Weg abhalten. Ganz im Gegenteil, sie hat sich diesen Herausforderungen gestellt und ist darüber hinausgegangen – sowohl sportlich als auch beruflich: Als Beste ihres Landkreises meisterte sie den qualifizierenden Abschluss der Mittelschule mit der Note 1,6 und absolvierte daraufhin erfolgreich eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Seitdem widmet sie sich ihrem Beruf mit leidenschaftlicher Hingabe in einer Kindertagesstätte in Weismain.
Angesichts ihrer Erfolge und starken Präsenz im Amateurfußball hegt Jessica den Wunsch nach mehr Inklusion im Sport. Sie glaubt fest daran, dass der Fußball für alle zugänglich sein sollte, unabhängig von körperlichen oder sprachlichen Einschränkungen. Ihr Traum ist es, dass das Thema Inklusion im Sport noch stärker gelebt wird und dass mehr Menschen die Chance bekommen, ihre Leidenschaft für den Fußball zu entdecken und zu leben.
Gelebte Inklusion
Ein herausragendes Beispiel für gelungene Inklusion im Fußball ist „Heiners Traumelf“, eine integrative Fußballmannschaft, die im Jahr 2012 von Reinhard Tropschug aus Altenkunstadt ins Leben gerufen wurde. Der Jugendtrainer des FC Baiersdorf war es schließlich auch, der Jessica für die Wahl zur Amateurfußballerin vorgeschlagen und sich gemeinsam mit ihr riesig über die Auszeichnung des DFB gefreut hat: „Es war einfach ein unglaubliches Gefühl und es sind tatsächlich Freudentränen bei uns beiden geflossen. Jessica ist seit der ersten Stunde Mitglied unserer Inklusionsmannschaft und hat den Titel angesichts ihres Engagements mehr als verdient.“
„Heiners Traumelf“ praktiziert Inklusion sowohl im Training als auch bei Spielen gegen ausgewählte Mannschaften und bei Freizeitaktivitäten. Was mit ursprünglich acht Spielern begann, hat sich mittlerweile zu einer Mannschaft mit 35 Spielern jeder Altersgruppe entwickelt. Ein jährlicher Höhepunkt ist das Gauditurnier in der Kordigasthalle in Altenkunstadt, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen, um gemeinsam Fußball zu spielen und Spaß zu haben. Die Initiative zeigt eindrucksvoll, wie der Fußball Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Fähigkeiten zusammenbringen kann und wie wichtig Inklusion im Sport ist.
„Inklusive Sportangebote fördern nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die soziale Integration und das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das merken wir wirklich bei jedem Training und jedem Spiel“, berichtet Reinhard Tropschug. Dass der Inklusionssport nicht nur Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, sondern auch Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, Geschlecht, Alter und sozialen Umständen betrifft, weiß Tropschug ebenfalls aus Erfahrung: „Unser Angebot hat beispielsweise vor zwei Jahren auch Geflüchteten aus der Ukraine einen sicheren Halt in schweren Zeiten gegeben.“
Von Zukunft und Zuwachs
Jessica Freitag ist jedenfalls dankbar, sowohl für „Heiners Traumelf“ als auch für die Redwitzer Damen auf dem Platz stehen und ihr Bestes geben zu können. Für ihren Verein wünscht sie sich künftig vor allem Zuwachs im Jugendbereich. Denn sie ist davon überzeugt, dass die Förderung junger Talente entscheidend ist, um den Fußballverein langfristig zu stärken und eine lebendige Gemeinschaft zu schaffen.
Darüber hinaus hofft die junge Sportlerin natürlich, dass ihre Damen die Erfolgsserie seit dem Aufstieg in die Bezirksliga West weiter fortsetzen – aktuell sieht es ganz danach aus, denn das Team befindet sich auf den vorderen Plätzen der Tabelle und darf sich zurecht Hoffnung auf einen weiteren Aufstieg machen. Einen Grund zur Freude hat der Verein mit seiner jüngst gekürten Amateurfußballerin des Jahres auf jeden Fall jetzt schon und wird das im Rahmen eines Freundschaftsspiels gegen „Heiners Traumelf“ diesen Sommer auch noch gebührend feiern. Und ganz gleich, für welche Mannschaft Jessica Freitag an diesem Tag auflaufen wird, der Spaß am Sport wird für sie immer im Vordergrund stehen und eine Führungsrolle in ihrem Leben übernehmen.
DFB Amateure des Jahres 2023/24
Mit der Auszeichnung ehrt der DFB Spielerinnen und Spieler, die durch ihre Leidenschaft, ihr Engagement und ihre sportlichen Erfolge im Amateurfußball überzeugen. Jessica Freitag aus Bayern und Marcel Schollbach aus Brandenburg werden im Laufe des Jahres durch Ronny Zimmermann, den 1. DFB-Vizepräsidenten Amateure, offiziell geehrt. Zudem dürfen sich die beiden auf Trikotsätze für ihre Vereine und je zwei VIP-Tickets zu einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaften freuen.