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DESIGN & COBURG
Vor 30 Jahren noch war Coburg ein weißer Fleck auf der bundesdeutschen Designkarte. Dann entstanden die Coburger Designtage, es folgte die Fakultät Design das Coburger Designforum Oberfranken, der Campus Design Coburg. Mittlerweile haben viele Tausend Studierende in Coburg das Studium an der Fakultät Design absolviert, arbeiten in der Region, bundes-, europa- und weltweit in Unternehmen. Einer, der diese Entwicklung entscheidend vorangetrieben hat, ist der frühere Professor in der Fakultät Design und heutige Vorsitzende vom Coburger Designforum Oberfranken und „Vater“ der Coburger Designtage, Prof. Auwi Stübbe. Ein anderer, der in seiner Funktion als Koordinator Stadtmarketing diese Entwicklung begleitet und gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft sehr unterstützt, ist Michael Böhm. Wir haben uns mit beiden unterhalten.
Ist der Begriff Design nicht mittlerweile totgeredet, alles wird heutzutage ja designt … Produkte, Kommunikation, Geschäftsprozesse, Beziehungen, Lifestyle, werden wir nicht mit dem Begriff heutzutage fast schon zugemüllt, einfach weil es schick klingt?
Stübbe: Design ist doch ganz einfach zielgruppenorientierte Gestaltung. Und natürlich findet man das in allen Lebensbereichen. Warum? Weil nur wer zielgruppengerecht gestaltet, erfolgreich sein wird. Ich empfehle daher auch allen Unternehmen, sich noch mehr als bisher an ihren Zielgruppen zu orientieren.
Böhm: Es gibt ja die formschönen Gestaltungsansätze, bei denen Ästhetik manchmal vor Funktion geht und dann die praktischen. Die sind ja uralt, die finden sich am Anfang der Menschheit, weil schon die ersten Menschen ihre Werkzeuge so gemacht haben, dass sie gut in der Hand liegen, dass sie eine Ergonomie aufweisen.
Stübbe: Als Begriff ist Design dann im Rahmen der Industrialisierung aufgetreten. Welche Bedeutung Design dann auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland bekommen hat, zeigen die 50er Jahre: Am Anfang des Wirtschaftsbooms damals hat man in Deutschland nämlich gemerkt, da läuft vieles aus dem Ruder. Deshalb hat die Bundesregierung den Rat für Formgebung gegründet, Philip Rosenthal aus Selb war da zum Beispiel dabei, um Unternehmen beratend zur Seite zu stehen.
Warum gibt es eigentlich mittlerweile in Coburg zwei Designfestivals, die Coburger Designtage vom Coburger Designforum Oberfranken und den Campus Design Open der Hochschule Coburg?
Böhm: Es gibt ja zwei unterschiedliche aber berechtige Ansätze: Da ist einmal der auf die Lehre bezogene Ansatz von der Hochschule, und auf der anderen Seite die praxisbezogenen Designtage, der „Coburger Weg“ sozusagen. Dort präsentieren sich die Leute, die auf Grund ihrer guten Ausbildung an der Hochschule heute zielgruppenorientiert in Kooperation mit der lokalen Wirtschaft am Markt orientiert gestalten. Aber natürlich würden wir von der Stadt Coburg uns wieder eine intensivere Zusammenarbeit mit aktiven Designern wünschen.
Stübbe: Das kann ich nur bestätigen. Es gibt ja eben den Unterschied, wir als Coburger Designtage, als Coburger Designforum Oberfranken sind an der Schnittstelle zwischen Hochschule und Wirtschaft angesiedelt, auf der anderen Seite ist da die Hochschule, die Studierende erst einmal ausbildet. Kooperationen sind immer sinnvoll, weil sie den Absolventen interessante Perspektiven insbesondere in der Region bieten.
Wir sitzen hier in der Pakethalle, dem Austragungsort der Designtage. Die sollte ja schon längst abgerissen sein, damit hier das neue Band für Technik, Wissenschaft und Design entstehen kann. Bleibt die jetzt dauerhaft und wird neuer Mittelpunkt? Wie sieht Ihre Visionen aus?
Stübbe: Mein Vision ist, dass die Halle als Identifikation für junge Menschen dient. Der Hintergrund ist doch, dass wir als Standort Coburg in Konkurrenz mit den Metropolen stehen. Also müssen wir in Sachen Urbanität noch zulegen, weil die von jungen Menschen gefragt und gesucht wird. Da gehört so eine Location zwingend dazu. Und die kommt ja auch gut an. Da kann noch so viel entstehen. Aber wir müssen dafür auch noch mehr dafür tun, dass sie erhalten und ertüchtigt wird. Ich lese immer nur, was man vorhat, oder was sein soll, jeder stellt Forderungen, aber wenige tun was.
Böhm: Teilweise gebe ich Ihnen recht, aber in Coburg haben wir doch den großen Vorteil der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit Stephan Horn an der Spitze, die seit vielen Jahren die Aktivitäten rund um den Güterbahnhof aktiv finanziell und auch mit außergewöhnlichen Ideen unterstützt, alleine schon mit der baulichen Ertüchtigung der Halle, die es sonst ehrlicherweise nicht mehr gäbe.
Stübbe: Das ist natürlich richtig, aber das muss auch so sein, denn es geht ja eben auch nicht nur um Design oder Designtage als Selbstzweck. Es geht bei unseren Aktivitäten als Coburger Designforum Oberfranken immer um die Region, um die Chancen der Zukunft. Und man wird hier das Problem bekommen, junge Menschen hier zu binden, die hier arbeiten, die hier leben wollen. Für die muss man noch attraktiver werden. Seniorenresidenz wird man von selbst, dafür brauchen wir nichts tun.
Böhm: Da gebe ich Ihnen Recht, seit mehreren hundert Jahren zieht das herzogliche schöne Coburg ältere Personenkreise an, die hier in gepflegtem Umfeld ihren Lebensabend verbringen wollen. Aber wenn es um wirtschaftliche Prosperität geht, müssen wir auch andere Zielgruppen verstärkt ansprechen. Ich sehe doch die Maschinenbauer, Elektrounternehmen, Automobilzulieferer, Kompressorenhersteller, wie viele da mittlerweile auf den Erfolgsfaktor Design setzen. Und wir sind ja auch auf einem guten Weg, bauen Innovations- und Strahlkraft nach außen auf, das zeigen ja die steigenden Zahlen an Studierenden, die nicht aus der Region, sondern auch aus weiter entfernten Städten oder Ländern nach Coburg kommen.
Stübbe: Wenn wir also dieses Potential für die Zukunft sichern wollen, könnten wir zum Beispiel experimentelle Baufelder ausweisen, und da bietet sich doch das Güterbahnhofgelände an. Das wäre dann wirklich ein Zugpferd für Coburg weit über die Region hinaus und würde symbolisch und praktisch für die Offenheit, Urbanität, Kreativität und Toleranz von Coburg stehen, Werte, die von jungen Menschen gesucht werden.