Die Idee entstand als aktive Werbemaßnahme für die Bayerische Landesaustellung „Ritter, Bauern, Lutheraner“, die derzeit auf der Veste Coburg und in der Morizkirche veranstaltet wird: Wandern auf Luthers Spuren. Fünf Tage pilgerten Michael Böhm und Thomas Apfel durchs Coburger Land und entdeckten dabei viel mehr als historische Fakten.
Er verbindet Bundesländer und die Menschen, die ihn bewandern, mit den Stätten der Reformation: der Lutherweg – ein Pfad, der Pilger, Wanderer und Besucher animieren soll, sich auf den Spuren von Martin Luther und der Reformation zu bewegen oder einfach herrliche Landschaften und kulturelle Räume zu genießen. Das Coburger Land bietet sich besonders in diesem Jahr für eine Wanderung auf dem Lutherweg an, denn auf der Veste Coburg und in der Morizkirche findet zum Abschluss der Lutherdekade die Bayerische Landesausstellung: „Ritter, Bauern, Lutheraner“ vom 9. Mai bis 5. November statt. Beide Ausstellungsorte liegen direkt am Wanderpfad, schließlich verbrachte Martin Luther 1530 fast sechs Monate auf der Veste Coburg und predigte in der Morizkirche.
Radio Eins – Moderator Thomas Apfel und Michael Böhm vom Coburger Stadtmarketing haben deshalb im Juli ihre Wanderschuhe ausgepackt, um gemeinsam die rund 100 Kilometer auf dem Bayerischen Teil des Lutherwegs zwischen Neustadt bei Coburg, Rödental, Coburg, Meeder, Bad Rodach und der Heldburg (Thüringen) zu erkunden. Prominente Unterstützung bekamen die Beiden von Tatort-Kommissar Andreas Leopold Schadt, der sie – als gebürtiger Franke – begeistert auf einigen Streckenabschnitten begleitete. „Wir haben schnell festgestellt: Wir leben hier in der fränkischen Toskana. Uns hat vor allem die Natur im Coburger Land sehr beeindruckt. Man läuft vorbei an Getreidefeldern und Streuobstwiesen, Hügeln und Tälern. Die Landschaft hat jeden Tag unser Herz berührt“, erinnert sich Michael Böhm, der als gebürtiger Coburger seine Heimat gut kennt, aber auf dem Weg immer wieder von Fernsichten, Kirchen und menschlichen Begegnungen überrascht wurde. So genossen er und sein Wanderkollege Thomas Apfel auf der Alexandrinenhütte tolle Aussichten ins obere Maintal und staunten, wie gut der Staffelberg, Kloster Banz oder Vierzehnheilgen zu sehen waren. Immer dem weißen Quadrat mit einem dunkelgrünen „L“ samt grüner Umrandung folgend, erkundete das Duo auch Denkmäler und Mahnstätten wie das geschliffene Dorf Billmuthausen, an dem Wanderer auf ihrem Weg zur Heldburg direkt auf der Grenze zwischen Franken und Südthüringen vorbei kommen. „Billmuthausen mit seinem Friedhof und den Gedenktafeln hat viele Erinnerungen ausgelöst. Die Spuren des einstigen Dorfes zu erkennen, hat die Zeit aufleben lassen, als es die deutsch-deutsche Grenze noch gab“, so Michael Böhm. Konzipiert wurde der Lutherweg vor allem für Pilger und Wanderer, die sich für reformationsgeschichtliche Wirkungen und historische Fakten interessieren. Auch Apfel und Böhm besuchten unterschiedliche Kirchen und erfuhren viel über die Architektur und geschichtlichen Hintergründe der Bauwerke.
Irritiert zeigte sich das Wanderteam von einigen Streckenabschnitten, an denen es kaum Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten gab. „Es gibt Orte auf diesem Weg, da findet man keinen Laden oder kein geöffnetes Café. Das ist schade. Aber die Leute, die uns auf unserer Wanderung begegnet sind, waren sehr nett und haben uns immer wieder motiviert und unterstützt“, so Böhm, der sich gerne an einen Gastwirt erinnert, der trotz Ruhetag eine Runde Bier spendierte. Der Marketingexperte würde sich wünschen, dass noch mehr Menschen den Lutherweg in der Region für sich entdecken, mit all seinen Besonderheiten und einem Besuch der Landesausstellung. „Der Weg muss erst einmal die Coburger selbst begeistern. Das ist eine sehr harmonische Landschaft. Man erfährt auf seiner Reise viel Bodenständigkeit und Genuss, und kommt beim Wandern zu sich. Wer Kultur, Spiritualität und Achtsamkeit erleben möchte, ist hier genau richtig!“
Für Michael Böhm war die Wanderwoche trotz hochsommerlicher, heißer Temperaturen eine tolle Erfahrung. Die 20 bis 25 Kilometer, die pro Tag gelaufen wurden, waren auch bei Hitze gut zu schaffen. In Erinnerung bleiben ihm vor allem die neuen Landschaftsperspektiven, die sich auf der Tour immer wieder eröffneten: Kleine Dörfer, die sich in Talsenken schmiegen, oder Felder, die mit ihren unterschiedlichen Farben ein harmonisches Bild zeichnen.
Der Lutherweg
… ist ein Gemeinschaftsprojekt von Kirchen, Tourismusverbänden und Kommunen. Der aufmerksame Wanderer folgt der Beschilderung – einem weißen Quadrat mit einem dunkelgrünen „L“ samt grüner Umrandung, das den richtigen Weg zu den unterschiedlichsten Orten weist, die in Verbindung mit der Reformation stehen. Der Wanderpfad ist grenzüberschreitend und führt auf insgesamt rund 2500 Kilometern durch Brandenburg, Sachsen, Sachsen Anhalt, Hessen, Thüringen und Bayern. Er wurde für Menschen konzipiert, die sich für reformationsgeschichtliche Wirkungen und historische Hintergründe zur Reformation interessieren. Damit ist die Strecke kein durchgehender Weg mit einem Anfang oder Ende, sondern ein weit verzweigtes Netzwerk, das Brücken zwischen Menschen, Religionen, Geschichte, Kultur und Landschaft baut.
Weitere Informationen unter www.lutherweg.de
Von Wolfram Hegen
Foto: Sebastian Rüger