von Gabi Arnold
Durch dick und dünn!
Von inniger Freundschaft und großer Liebe.
Menschen kommen und gehen. Einige begleiten uns eine kleine Wegstrecke, andere schauen kurz vorbei und sind wieder weg. Wege trennen sich, Menschen leben sich auseinander. Und dann gibt es diese besonderen Beziehungen, die ein Leben lang halten. Was verbindet diejenigen, die sich über viele Jahre hinweg treu bleiben, die Krisen meistern, Hürden nehmen? Die immer ein offenes Ohr für einander haben, die da sind, wenn sie gebraucht werden. Sei es in der Liebe oder in der Freundschaft.
UND ES FUNKT IMMER NOCH
„Ich würde ihn wieder heiraten“, sagt Andrea Mirzahossein und blickt zu ihrem Ehemann Mohammad. Andrea und Mohammad kennen sich seit 39 Jahren, seit 38 Jahren sind sie verheiratet. Die Geschichte beginnt im Jahr 1983 in der Mensa der Universität in Köln, dort begegnen sich Andrea und Mohammad zum ersten Mal. Noch am Abend desselben Tages sehen sich die beiden bei einer privaten Feier wieder. „Da hat es richtig gefunkt“, erinnern sie sich. Von dem Tag an treffen sich der junge Student aus dem Iran und die Kölnerin regelmäßig. Für Mohammad steht schnell fest: Andrea ist die richtige Frau für ihn. Rasch hält der 27-Jährige um Andreas Hand an. „Nach der ersten Woche sagte er, dass ich die Frau sei, die er heiraten möchte“, schmunzelt Andrea. Die damals 23-Jährige reagiert überrascht. „Na ja, habe ich gedacht, wie kann er das wissen, wir kennen uns kaum.“ Mohammad soll recht behalten, bereits ein Jahr nach dem Kennenlernen geben sich die beiden das Ja-Wort, standesamtlich und in einer Moschee in Köln. Beide lernen jeweils die Muttersprache des anderen. „Das war uns ganz wichtig, um die Kulturen besser zu verstehen.“ Überhaupt, den anderen so zu nehmen, wie er ist, das ist dem Paar ein Herzensanliegen. „Mohammad unterstützt mich immer, mental und im Haus“, sagt Andrea. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder, Navid ist 35 und Rohja 29 Jahre alt. Viele Jahre hat die Familie in Meeder gelebt, vor einiger Zeit sind Andrea und Mohammed nach Coburg umgezogen. Deutschland ist längst zu Mohammads Heimat geworden, obwohl er sich noch mit dem Iran verbunden fühlt, schon allein deshalb, weil seine Verwandtschaft dort lebt.
ZIEMLICH BESTE FREUNDINNEN
Wir treffen Manuela Fischer und Martina Benkrama im Park in Niederfüllbach. Dort, wo sie sich vor über 40 Jahren angefreundet haben. In einem Winkel des Parks, bei der Elefantenrutsche, war der Treffpunkt der Jugendlichen. Manuela und Martina sind damals 14 und 13 Jahre alt und finden sich sofort sympathisch. Sie werden beste Freundinnen und das sind sie bis heute. Als Jugendliche verbringen sie ihre Freizeit miteinander, fahren nachmittags nach Coburg und tanzen am Wochenende in der Diskothek Sandokan. Sie sind füreinander da, hören zu und helfen sich gegenseitig. „Als unsere Väter im selben Jahr an einer Erkrankung verstorben sind, sind wir uns noch nähergekommen“, sagen sie. Beide wissen, wo sie Trost finden und sich ausweinen können, wenn sie Probleme haben. Das hat sich seit den gemeinsamen Jugendtagen nicht geändert. Die Freundschaft basiere auf Vertrauen, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Auch als Manuela jung heiratet, bleibt sie ihrer besten Freundin eng verbunden. „Wir wissen Dinge über uns, die wissen nicht mal unsere Männer“, schmunzeln die beiden. Auch Jahre der Entfernung haben die besten Freundinnen nicht auseinandergebracht, jetzt leben sie seit vielen Jahren mit ihren Familien wieder beieinander. Manuela ist da, wenn es Martina nicht so gut geht, die seit einigen Jahren ist an einer chronischen Krankheit leidet. „Wie soll man unsere Freundschaft erklären, es ist irgendwann wie Familie“, sagt Martina und Manuela nickt zustimmend. „In all den Jahren ist nie ein böses Wort gefallen, wir haben uns nie gestritten. Uns verbindet der gleiche Humor, wir helfen und verstehen uns ohne viel zu reden.“
VERLIEBT WIE AM ERSTEN TAG
Franziska und Andreas Lorenz sprühen vor Glück wie ein frisch verliebtes Paar. Und so sehen auch aus – dabei sind die beiden seit fast 20 Jahren zusammen. Als sie sich im September 2001 ineinander verlieben, ist Franziska 14 Jahre und Andreas 17 Jahre alt. Sie lernen sich in Gemünda bei einer kleinen Feier, bei der Jugendliche aus dem Dorf eingeladen sind, kennen. „Er ist mir sofort aufgefallen, weil er nach dem Pizzabacken die Küche so vorbildlich aufgeräumt hat. Das fand ich für einen 17-Jährigen sehr ungewöhnlich.“, schmunzelt Franziska. Nach der Feier laufen beide gemeinsam durch das Dorf an der Kirche vorbei. Andreas erzählt, dass er noch üben müsse, da eine Hochzeit anstehe. „Da war es um mich geschehen. Ich spielte ja auch Klavier und fand es toll, dass er musikalisch war“, sagt Franziska. Ein paar Tage später sind Franziska und Andreas ein Paar und seitdem nicht mehr getrennt. „Wir wussten nach einem Jahr, dass wir irgendwann heiraten werden.“ Dabei mussten die Beiden schwierige Situationen meistern. Franziska geht noch zur Schule, als sie schwanger wird. Sie ist 17 Jahre alt und besucht die 12. Klasse, die junge Frau möchte das Abitur machen. Beide überlegen, ob sie „die Schwangerschaft durchziehen wollen“. „Andreas war sofort dafür, ich hatte erst noch Sorgen, ob ich das mit dem Abitur und so weiter schaffe“, sagt Franziska. Die Großeltern sichern ihre Unterstützung zu und so lässt sich Franziska mit gutem Gewissen auf das „Abenteuer“ ein. Als Franziska 18 wird, zieht sie mit Andreas in eine kleine gemeinsame Wohnung nach Rossach, dort betreut Andreas Oma am Vormittag die kleine Clara bis Franziska von der Schule heimkommt. Andreas hält seiner Freundin den Rücken frei, während des Abiturs, während des Studiums und des Referendariats. Ein Jahr nach Claras Geburt, im Jahr 2006, heiraten Franziska und Andreas. Zwei Jahre später wird Sohn Paul geboren. Auch „Franzi“ unterstützt Andreas bei all seinen Plänen und Projekten zu 100 Prozent. Und bei seinem Engagement in der Gemeinde Großheirath. „Wir ergänzen uns gut und sind zusammen ein super Team, auch weil wir über alles reden können“, sagen sie. Und: „Wir sind dankbar darüber, dass wir schon seit so vielen Jahren gemeinsam durchs Leben gehen.“
DIE SACHE MIT DEM HUNDEHÄUFCHEN
Pfarrer Detlev Juranek und sein Mann Mario Liedler leben im Pfarrhaus der Katharina von Bora Gemeinde in Coburg. Die beiden gehen seit 17 Jahren durch dick und dünn. Kennengelernt haben sie sich im März 2004 in Fürth. Detlev ist damals 30 Jahre alt und Vikar, Mario ist sechs Jahre älter und arbeitet in der Lebenshilfe. So beginnt ihre Liebesgeschichte: Mario ist mit einer Kollegin verabredet, als er mit seinen Profilstiefeln versehentlich in ein Hundehäufchen tritt und sich darüber ärgert. Die Kollegin beschwichtigt: „Das Treten in Hundehaufen bringt Glück.“ Eigentlich möchte Mario an diesen Tag schnell nach Hause, aber es hat sich noch eine Besuchergruppe angekündigt. Am späten Nachmittag steht ein junger Vikar – Detlev Juranek – mit seiner Konfirmandengruppe vor der Tür. „Es hat sofort gefunkt“, erinnert sich Mario. Der 36-Jährige zeigt den Besuchern alle Räume sehr genau, sogar die Abstellkammer. Er will Zeit gewinnen. Als die Gruppe geht, sagt Detlev: „Ich würde mich freuen, wenn Sie in den Gottesdienst kommen.“ Aber bereits zwei Tage nach dem ersten Treffen klingelt bei Mario das Telefon, am anderen Ende ist Detlev. „Ich habe gefragt, ob er nicht doch schon morgen zum Kaffee trinken kommen möchte“, erinnert sich Detlev. Mario möchte. „Da haben wir uns gegenüber gesessen in so IKEA Wipp Stühlen und sind hin und her gewippt. Plötzlich fragt mich Detlev: Hast du einen Freund? “, schmunzelt Mario. „Nee, so direkt war ich nicht“, widerspricht Detlev. Direkt hin oder her – es ist der Beginn einer großen Liebe, denn seit diesem Tag sind die beiden ein Paar. Als es Detlev im Jahr 2011 gesundheitlich schlecht geht, steht Mario an seiner Seite, umgekehrt durchlebt auch Mario eine Krise und wird von Detlev gestützt. „Nachdem wir das gemeinsam durchgestanden haben, wussten wir, wir gehören zusammen.“ Im Jahr 2013 verpartnern sich die beiden, im März 2018 wird die Partnerschaft als „Ehe für alle“ eingetragen. Eine Ehe für homosexuelle Paare ist in Deutschland erst seit Oktober 2017 möglich. Mario und Detlev sind keineswegs immer einer Meinung, die beiden kippeln sich gerne und oft. Aber: „Wenn es darauf ankommt, halten wir fest zusammen.“ Als Mario mit Anfang 50 seinen Fachlehrer für Religion gemacht, ist Detlev eine Stütze. „Er hat mir die ganze Nacht am Telefon das Händchen gehalten“, sagt Mario. Umgekehrt hört Mario zu, wenn Detlev mal wieder einen belastenden Einsatz als Notfallseelsorger hat. „Es ist Liebe“, bringen Detlev und Mario ihre Beziehung auf den Punkt.
Ich wûnsche Euch weiterhin , dass diese Liebe bestehen möge! Danke , dass ich Euch kennenlernen durfte ! Alles Liebe, seid gedrückt !
Benita